Journey Through a Century; Kreisler: Rezitativ & Scherzo-Caprice op. 6; Penderecki: Capriccio; Prokofiev: Sonate für Violine solo op. 115; Reger: Präludium & Fuge op. 117 Nr. 6; Schnittke: A Paganini; Strauss: Daphne-Etüde; Weinberg: Sonate für Violine solo Nr. 2; Ysaÿe: Sonate für Violine solo op. 27 Nr. 6; Yun: Königliches Thema; Sueye Park, Violine; 1 SACD BIS 2492; Aufnahme 09.2019, Veröffentlichung 06.2021 (78'54) – Rezension von Uwe Krusch

Die gerade in ihren Zwanzigern angekommene koreanische Geigerin Sueye Park legt bereits ihre dritte Aufnahme vor, mit der sie das letzte Jahrhundert bis hinein in unseres mit ausgewählten Beispielen beleuchtet. Die Werke sind in der Folge ihrer Entstehungsjahre angeordnet, also beginnend bei Reger und Kreisler bis hin zum Capriccio von Penderecki, dem einzigen Werk aus diesem Jahrhundert. Dabei widmet Park sich vielen bekannten Stücken, aber auch einigen Exoten. Kreisler, der durch viele Bearbeitungen bekannt war, hat mit Rezitativ & Scherzo-Caprice ein vollständig eigenes Werk geschaffen. Die kurze Daphne-Etüde schrieb Richard Strauss als kleines charmantes Lied für seinen geigenden Enkel. Und das eigentlich auch bekannte A Paganini von Schnittke hat sie sich in der ursprünglichen Version, die kaum einmal erklingt, vorgenommen.

Park legt, unterstützt von einer transparent warmen und gepflegten Aufnahme, eine auf Klang und Eleganz gerichtete Interpretation vor. Ihre Tempogestaltungen weiß sie zu balancieren, so dass immer der Eindruck genauer und intensiver Befassung entsteht und nie der Verdacht aufkommt, sie wolle virtuos plakative Wirkung erzielen. Dabei mag man sich vereinzelt etwas mehr packenden Zugriff wünschen, etwa beim Prokofiev. Aber vielleicht sind wir auch alle nur von anderen Interpreten auf die virtuose Sicht geeicht und man muss sich erst diese dezentere Sicht gewöhnen. Etwa bei Weinberg gelingen ihr, wie man bei der Sprache sagen würde, deutlichere Worte.

Ihr zweiter Preis beim 7. Louis Spohr Wettbewerb vor acht Jahren zeigte früh ihr Können. Als Schülerin von Ulf Wallin lebt sie wie Ysang Yun zuvor in Berlin. Damit hat sie zu diesem Landmann und ihrer gemeinsamen Kultur enge Bezugsfäden, lebt und agiert aber musikalisch zentral in Europa. Alles in allem hören wir ein faszinierend dargebotenes Portrait des vergangenen Jahrhunderts aus Sicht einer Geigerin, so dass noch viele weitere Beispiele ihrer Kunst zu erhoffen sind.

The Korean violinist Sueye Park, who has just arrived in her twenties, presents already her third recording with which she illuminates the last century up to ours with selected examples. The works are arranged in the order of their years of composition, beginning with Reger and Kreisler and ending with Penderecki’s Capriccio, the only work from this century. The program comprises many well-known pieces, but also some exotics. Kreisler, who was known for many arrangements, created an entirely original work with his Rezitativ & Scherzo-Caprice. The short Daphne-Etude was written by Richard Strauss as a charming little song for his violin-playing grandson. And Park also plays Schnittke’s A Paganini, which is actually also well-known, in its original version, which is hardly ever heard.
Park, backed by a transparently warm and cultivated recording, presents an interpretation focused on sound and elegance. She knows how to balance her tempi, so that one always gets the impression of precise and intensive involvement and never suspects that she is trying to achieve a virtuosic, striking effect. Here and there one might wish for a more gripping approach, for example in the Prokofiev. But perhaps we are all only calibrated to the virtuoso view by other interpreters and one must first get used to this more discreet view. In Weinberg, for example, she succeeds in this way.
Her second prize at the 7th Louis Spohr Competition eight years ago showed her ability early on. As a student of Ulf Wallin, she lives in Berlin, like Ysang Yun did. Thus she has close threads of reference to this countryman and their common culture, but lives and acts musically centrally in Europe. All in all, we hear a fascinatingly presented portrait of the past century from the perspective of a violinist, so we can hope for many more examples of her art.

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