György Ligeti: Violinkonzert + Cellokonzert + Klavierkonzert + Kammerkonzert 'pour treize Instrumentistes' + Capriccios Nr. 1 & 2 für Klavier + 5 Stücke für Klavier 4-händig + Sonate für Viola solo + Trio für Violine, Horn, Klavier; Hae-Sun Kang, Diego Toso, Violine, John Stulz, Viola, Renaud Dejardin, Cello, Dimitri Vassilakis, Sébastien Vichard, Klavier, Ensemble Intercontemporain, Pierre Bleuse; # Alpha 993; Aufnahme 02. +04. + 10.2023; Veröffentlichung 26.04.2024 (141'32) – Rezension von Uwe Krusch

Das Ensemble Intercontemporain hat schon verschiedene Einspielungen der Werke von Ligeti vorgelegt, so vor drei Jahrzehnten solche der Konzerte. Damals agierten namhafte externe Solisten, so beim Violinkonzert Saschko Gavrilov, dem das Konzert gewidmet ist. Bei der Neuausgabe haben Mitglieder des Ensembles die Soli übernommen. Für das Violinkonzert wurde bei Philippe Manoury eine neue Kadenz beauftragt. Gleichzeitig steht die Aufnahme am Anfang der Zusammenarbeit mit Pierre Bleuse als neuer musikalischer Leiter.

Diese Auswahl der Solisten bietet sich bei Ligeti an, da zum einen die enormen Fähigkeiten der Musiker des Ensembles Intercontemporain gezeigt werden können. Die drei Konzerte zeigen in der aktuellen Aufnahme, dass die hauseigenen Instrumentalisten den Solorollen bestens gerecht werden, so dass sich die Werke auch ohne namhafte Gäste in ihrer ganzen Kunst erschließen.

Darüber hinaus legen die Musiker des Ensembles Aufnahmen des Kammerkonzerts und des Trios für Violine, Horn und Klavier, der Bratschensonate sowie Klavierkompositionen vor.

Dieses Album verhandelt Werke, die zwischen 1942 und 1994 entstanden. Damit wird nicht nur ein großer Zeitraum abgedeckt, sondern auch verschiedene Stile, wie die von Volksmusik beeinflussten frühen Klavierwerke und dann in der späten Sonate für Viola solo. Dazwischen ist etwa im Kammerkonzert und dem Cellokonzert die von Ligeti selbst so bezeichnete Mikropolyphonie zu hören. Als dritte Komponente ist im Trio der Blick in die Vergangenheit, was Phrasenbildung, Formmodelle und Modalität betrifft und eine erweiterte Blickrichtung auf die Volksmusik der Welt zu erleben.

Beispielsweise gelingt es den Interpreten des an die Klangaura bei Brahms anknüpfenden Trios, es als ein farbiges und zugleich zugängliches Stück neuer Kammermusikdarzustellen. Gleichzeitig stellen sie es aber in Konstruktion und Ausdruck als Musik des späten 20. Jahrhunderts dar, so dass sie beiden Aspekten gerecht werden.

Allgemein lassen die Interpreten die Werke mit allen spieltechnischen Finessen erklingen und es gelingt ihnen gleichzeitig, die Modernität der Stücke in eine lyrische oder erzählende Form zu gießen, die die Musik auch für weniger auf die Moderne ausgerichtete Hörer nahbar macht. So schaffen sie ebenso eindringlichen wie nachvollziehbaren Höreindruck. Zusätzlich bieten die unterschiedlichen Besetzungen eine reizvolle Bandbreite an Klangbeispielen aus der Welt dieses einzigartigen Komponisten.

John Stulz zeigt die Bratschensonate in einer wunderbar differenzierten Sicht. Dabei hat er keine Schwierigkeiten, die mikrotonalen Aspekte der hybriden Harmonik darzustellen, so dass die Musik auch hier sehr natürlich klingt. Mit dieser klugen und sensiblen Interpretation wird das neben den Klavierwerken einzige große Solostück in den langsamen Sätzen ohne falsches Sentiment und ansonsten mit Drive und Energie in den vertrackten Loops die Intentionen Ligetis bestens verdeutlicht.

Die Capriccios und die 5 Stücke für Klavier vierhändig finden in Dimitri Vassilakis und bei den Stücken zuzüglich Sébastien Vichard geschmeidig agierende Pianisten, die die kurzen Stücke mit aller Zugewandheit zum Erklingen bringen.

The Ensemble Intercontemporain has already released various recordings of Ligeti’s works, including concertos three decades ago. At that time, renowned external soloists performed, such as Saschko Gavrilov in the violin concerto, to whom the concerto is dedicated. In the new edition, members of the ensemble have taken on the solos. A new cadenza was commissioned from Philippe Manoury for the violin concerto. At the same time, the recording marks the beginning of the collaboration with Pierre Bleuse as the new musical director.

This choice of soloists lends itself to Ligeti, as on the one hand the enormous abilities of the musicians of the Ensemble Intercontemporain can be demonstrated. In the current recording, the three concertos show that the ensemble’s own instrumentalists are perfectly suited to the solo roles, so that the works can be heard in all their artistry even without renowned guests.

The ensemble’s musicians also present recordings of the chamber concerto and the trio for violin, horn and piano, the viola sonata and piano compositions.

This album deals with works written between 1942 and 1994. This not only covers a large period of time, but also different styles, such as the early piano works influenced by folk music and then in the late sonata for solo viola. In between, the chamber concerto and the cello concerto, for example, contain what Ligeti himself described as micropolyphony. The third component of the trio is a look into the past in terms of phrasing, formal models and modality and an expanded view of the world’s folk music.

For example, the performers of the trio, which draws on Brahms’ aura of sound, succeed in presenting it as a colorful and at the same time accessible piece of new chamber music. At the same time, however, they present it as music of the late 20th century in terms of construction and expression, thus doing justice to both aspects.

In general, the performers allow the works to be heard with all their technical finesse and at the same time succeed in casting the modernity of the pieces in a lyrical or narrative form that makes the music accessible to listeners who are less oriented towards modernism. In this way, they create an auditory impression that is as haunting as it is comprehensible. In addition, the different instrumentations offer an attractive range of sound samples from the world of this unique composer.

John Stulz presents the viola sonata in a wonderfully differentiated way. He has no difficulty in portraying the microtonal aspects of the hybrid harmony, so that the music sounds very natural here too. With this clever and sensitive interpretation, the only major solo piece apart from the piano works, Ligeti’s intentions are perfectly illustrated in the slow movements without false sentimentality and otherwise with drive and energy in the intricate loops.

The Capriccios and the 5 pieces for piano four hands find supple pianists in Dimitri Vassilakis and, in the pieces plus Sébastien Vichard, who bring the short pieces to life with all their dedication.

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