Claudio Monteverdi: L’Orfeo; Cyril Auvity, Orfeo, Hannah Morrison, Euridice und La Musica, Paul Agnew, Apollo und Eco, Miriam Allan, Proserpina und Ninfa, Lea Desandre, Mesaggiera und Speranza, Carlo Vistoli, Spirito infernale und Pastore, Sean Claton, Pastore, Zachary Wilder, Spirito infernale und Pastore, Antonio Abete, Plutone, Spirito infernale und Pastore, Cyril Costanza, Caronte, Spirito infernale, Les Arts Florissants, Paul Agnew; 1 DVD & Blu-ray Harmonia Mundi HMD 9809062.63; Bild 16:9; Stereo & Surround; Aufnahme 02/2017, Veröffentlichung 10/2017 (208') - Rezension von Uwe Krusch

Die Geschichte von Orpheus, der seine Eurydike aus dem Totenreich zurückholen möchte, weil sie sich so lieben, und dabei versagt, weil er sich entgegen der Vorgabe nach ihr umsieht, darf wohl als bekannt angesehen werden. Um diese Handlung rankt diese möglicherweise allererste Oper überhaupt. Claudio Monteverdi war auch insoweit Wegbereiter.

Paul Agnew, der als Dirigent und Regisseur, aber auch als Sänger und Schauspieler auftritt, hat diese Vielseitigkeit auch auf andere Sänger übertragen, die größtenteils mehrere Rollen besetzen. Aber darüber hinaus hat er sich einiges einfallen lassen. So ist der Chor klein besetzt und auch daraus ergibt eine Beschränkung oder auch Verkleinerung. Die vielleicht größte Besonderheit ist, dass er das Orchester, wiederum in kammermusikalischer Besetzung, als Protagonisten mit auf die Bühne nimmt und nicht in den Orchestergraben verbannt. Die immobilen Instrumente werden an den Bühnenrand drapiert, die kleineren sind Teil des Ensembles und bewegen sich auf der Bühne. Das bedeutet, dass sie auswendig spielen müssen, was der Musik eine besondere Intensität verleiht. Das ohnehin erstklassige Ensemble ‘Les Arts Florissants’ intensiviert mit dieser neuen Herausforderung sein Spiel noch mehr.

Das Bühnenbild ist minimalistisch mit der Andeutung eines Menhirkreises bestückt, die die Form von Hinkelsteinen haben. Ein weiteres wesentliches Element ist die Beleuchtung. Dem Sujet entsprechend, also dem Toten- oder Schattenreich, wird neben normaler realer Ausleuchtung zeitweise eine Schattenspielvariante gewählt. Damit liegt keine klassische Inszenierung vor, sondern der geglückte Versuch, durch Interaktionen die Beziehungen der Protagonisten zu zeigen.

Herausragend bei der Sängerriege ist die vorzügliche Mezzosopranistin Lea Desandre. Die perfekt phrasierende Sopranistin Miriam Allan, die subtile Emotion zeigende und glockenhell artikulierenden Hannah Morrison gehören zur weiblichen Seite der herausragenden Sängerriege. Die männliche Seite haben Antonio Abete als profunder Plutone, Cyrill Costanzo als markanter Caronte sowie für den Orfeo der expressive Cyril Auvity übernommen. Paul Agnew gefällt neben seinen anderen Aufgaben durch die kultivierte Gestaltung der Rolle des Apollo. Auch die anderen Sänger inklusive Chor tragen ihren wichtigen und vorzüglichen Anteil zum Gesamteindruck bei.

Die makellose Technik der Aufzeichnung ergänzt dieses Erlebnis.

Paul Agnew, conductor, stage director and singer delivers a minimalistic yet very imaginative high quality production of Monteverdi’s Orfeo with an amazing cast and the as always excellent Arts Florisssants. It was filmed at the Théâtre de Caen in February 2017.

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