Claude Debussy: Streichquartett; Jean Rivier: Streichquartette 1 & 2; Mandelring Quartett; 1 CD Audite 97.710; Aufnahme 10.2019 & 01.2020,  Veröffentlichung 05.11.2021 (66'53) – Rezension von Uwe Krusch

Die Kombination der beiden solitären Quartette von Debussy und Ravel auf einer CD ist sozusagen gang und gäbe. Mitunter wird dazu ein weiteres französisches Quartett gesetzt, etwa von Fauré. Das Mandelring Quartett hat diese Handhabung aufgegeben, um unbekannte Quartette dazu zu gesellen. Nach Ravel mit Ferdinand de la Tombelle folgt nun auf einer zweiten CD Debussy mit zwei Gattungsbeiträgen von Jean Rivier.

Der kaum bekannte Jean Alexis Fernand Félix Revier lebte als Komponist und Pädadoge von 1896 bis 1987 in Frankreich. Er studierte in Paris ab 1921, nach der Rekonvaleszenz von einer Senfgasattacke im Ersten Weltkrieg. Nach dem Erfolg seines 1924 komponierten Quartetts ließ er erst 1040 sein zweites folgen. Stilistisch lassen sich seine Werke dem Neoklassizismus zuordnen. Mit gestalterischer Sicherheit für den Aufbau seiner Kompositionen scheut sich Rivier nicht, kontrapunktisch fordernd zu gestalten. Seine Musik lebt von Kontrasten und Emotionen, so dass sie zwischen einnehmendem Wesen und aufrüttelnder Wucht wandert. Das passt gut zum Debussy, der zwar den Farbenreichtum seines Quartetts eher in ein schillerndes Gewebe hüllt, aber eben auch von der Ansprache der Gefühle lebt.

Das Mandelring Quartett widmet auch diesen Werken sowohl größte Intensität als auch aus dem Momentum erwachsende Lebendigkeit, so dass eine unmittelbar wirkende Ausstrahlung vermittelt wird. Damit schaffen sie es nicht nur, das sprödere Wesen des zweiten Quartetts von Rivier gegenüber seinem ersten heraus zu kristallisieren, das sich in vielen Details wie großen Intervallen, extremen Laustärkeunterschieden und reibenden Dissonanzen äußert, sondern bieten gleichzeitig auch eine wiederum auf Debussy angepasste Lesart zum Klingen zu bringen.

Und auch Klarheit und transparente Darstellung kommen nicht zu kurz, so dass nicht nur die stimmungsgebenden Elemente, sondern auch die strukturellen Gegebenheiten mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln, und das sind unbegrenzte, fein herausgearbeitet werden, so dass eine Einheit aus Form und Ausdruck entsteht, der es an nichts mangelt.

The combination of the two solitary quartets by Debussy and Ravel on one CD is, so to speak, commonplace. Sometimes another French quartet, for example by Fauré, is added. The Mandelring Quartet has abandoned this practice in order to include unknown quartets. After Ravel with Ferdinand de la Tombelle now follow Debussy and Jean Rivier on a second CD
The little known Jean Alexis Fernand Félix Revier lived as a composer and pedagogue in France from 1896 to 1987. He studied in Paris beginning in 1921, after convalescing from a mustard gas attack in World War I. After the success of his quartet composed in 1924, he did not have his second follow until 1040. His works can be heard as neoclassical. With creative confidence for the structure of his compositions, Rivier is not afraid to be contrapuntally demanding. His music thrives on contrasts and emotions, so that it wanders between engaging essence and startling force. This fits well with Debussy, who, although the richness of color in his quartet is rather wrapped in a shimmering txture, also lives from the appeal of emotions.
The Mandelring Quartet plays these works with the greatest intensity and the liveliness arising from the momentum, so that an immediately effective radiance is conveyed. In doing so, they not only manage to crystallize the more brittle nature of Rivier’s second quartet compared to his first, which is expressed in many details such as large intervals, extreme differences in loudness and rubbing dissonances, but at the same time offer a reading that is again adapted to Debussy.
And clarity and transparent presentation are not neglected either, so that not only the mood-setting elements but also the structural features are finely worked out with all the means at their disposal, and these are unlimited ones, so that a unity of form and expression emerges that lacks nothing.

Mandelring Quartett: Packender Ravel, gelungene Tombelle-Auferstehung mit Himmelfahrt

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