Johann Kvandal: Sämtliche Streichquartette (Quartette Nrn. 1-3, Fuge, 2 norwegische Tänze); Engegård Quartet (Arvid Engegård, Dorothee Appelhans, Violine, Juliet Jopling, Viola, Jan Clemens Carlsen, Cello); 1 CD Lawo LWC1253; Aufnahme 03.2021, Veröffentlichung 27.01.-17.02.2023 (73'44) – Rezension von Uwe Krusch

Neben den drei Streichquartetten hat der Norweger Johan Kvandal (1919 –1999) noch andere Werke für diese Besetzung geschrieben, nämlich eine Fuge und zwei norwegische Tänze. Der Zeitraum der Entstehung umfasst fast vier Lebensjahrzehnte des Komponisten. Das bedeutet auch eine weite stilistische Entwicklung dieses Komponisten nach dem Zweiten Weltkrieg.

Die neobarocke Fuge ist gänzlich unprätentiös. Das erste Quartett zeigt sowohl formell wie auch mit Witz, freundlichem Gestus und feiner Gestaltung auf das Vorbild Haydn. Das zweite Quartett hat einen ganz anderen Ton. Die düstere Stimmung, eine weite Spannung der Tonalität, verbundene Sätze und verwischtes Metrum zusammen mit einem dichten Satz bieten eine eindringliche kompromisslose Leidenschaft. Im dritten Quartett kehrt Kvandal dann in eine neoklassizistische Welt zurück. Mit den beiden norwegischen Tänzen greift Kvandal auf Griegs Halling und Springdans aus Peer Gynt zurück. Kvandals Version ist eine modernisierte Neuauflage, die den folkloristischen Charakter beibehält.

Allen diesen Werken widmet sich das Engegard Quartett mit Hingabe. Das 2006 gegründete Ensemble bietet kühne, frische Interpretationen, die immer aus der tiefen Verbundenheit zu den skandinavischen Wurzeln geprägt sind. Mit der klaren schnörkellosen Herangehensweise geben sie gerade der Musik ihres Landmanns die Würze, die sie lebendig werden lässt. Dabei stellen sie in angemessen unaufgeregter Weise die stilistischen Unterschiede heraus, vor allem das zweite Quartett und die beiden Tänze als deutlich moderner ausgerichtete Werke zum einen und die stärker auf die historischen Vorbilder blickenden Beiträge zum anderen kennzeichnen. Technisch auf höchstem Niveau bieten die vier eindeutig disponierte und scharf gezeichnete Interpretationen. Stets lebendige Gesten und rhythmische Ausrichtung stehen ebenfalls auf der Habenseite. Die Wärme des Ausdrucks zählt zumindest hier nicht zu den in den Fokus genommenen Attributen ihres Spiels, ist aber bei diesem Repertoire auch nicht der entscheidende Moment.

Neben der hervorragenden Tontechnik bietet das Beiheft mit knackig kurzen, aber doch detailfreudigen Texten Informationsmöglichkeiten. So lassen sich die Quartettwerke von Kvandal in diesen eloquenten Darstellungen mit großem Genuss hören und entdecken.

In addition to the three string quartets, Johan Kvandal (1919 –1999) wrote other works for this instrumentation, namely a Fugue and two Norwegian Dances. The period of composition covers almost four decades of the composer’s life. This also means a wide stylistic development of composer after the Second World War.

The neo-baroque fugue is entirely unpretentious. The first quartet points to the Haydn model both formally and with wit, friendly gesture and fine design. The second quartet then has a very different tone. The somber mood, wide tension of tonality, linked phrases and blurred meter along with a dense movement offer a haunting uncompromising passion. Kvandal then returns to a neoclassical world in the third quartet. With the two Norwegian dances, Kvandal draws on Grieg’s Halling and Springdans from Peer Gynt. Kvandal’s version is a modernized remake that retains the folkloric character.

The Engegard Quartet is dedicated to all of these works. Founded in 2006, the ensemble offers bold, fresh interpretations that are always informed by a deep connection to their Scandinavian roots. With their clear no-frills approach, they give their countryman’s music in particular the spice that makes it come alive. In an appropriately unagitated manner, they emphasize the stylistic differences, above all the second quartet and the two dances as clearly more modernly oriented works on the one hand, and the contributions that look more strongly to the historical models on the other. Technically at the highest level, the four offer clearly disposed and sharply drawn interpretations. Always lively gestures and rhythmic alignment are also on the credit side. The warmth of expression, at least here, is not among the attributes of their playing taken into focus, but it is also not the decisive moment in this repertoire.

In addition to the excellent sound engineering, the booklet provides informational opportunities with crisply brief yet detailed texts. Thus, Kvandal’s quartet works can be heard and discovered with great pleasure in these eloquent presentations.

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