Café Zimmermann & Paul-Antoine Bénos-Djian
(c) Beate Wins

Mit einem neuen Kalenderjahr beginnt auch wieder eine Saison der Konzerte im Rahmen des Festivals alter Musik ‘Rencontres musicales de la Vallée de l’Alzette‘. Manche Bräuche übernimmt man sehr gern von Jahr zu Jahr, so auch diesen. Vom Auftaktkonzert im Jahr 2022 berichtet Uwe Krusch.

Wie sehr die Musik bei diesem Konzert und allgemein bei dieser Veranstaltungsreihe im Vordergrund steht und sonst nichts, mag schon der Umstand zeigen, dass Café Zimmermann, ein französisches Ensemble mit einem deutschen Namen, der auch Programm ist im Sinne der Musiktradition von Telemann und Bach ist, ein rein italienisches Programm in Luxemburg aufführte. In solistischer Besetzung mit Geigen, Bratsche, Cello, Kontrabass und Orgel ließen die Musiker nicht nur rein instrumentale Werke erklingen, sondern boten ihrem Gast, dem Countertenor Paul-Antoine Bénos-Djian, die Gelegenheit, sich in drei Werken zu profilieren.

Dabei verbanden die Musiker eher nachdenkliche mit theatralischen Kompositionen. Die Zutaten ließen also auf ein äußerst reizvolles Konzert schließen und die Zuhörenden wurden nicht enttäuscht.

Café Zimmermann & Paul-Antoine Bénos-Djian
(c) Beate Wins

Das instrumentale Concerto madrigalesco von Vivaldi hat einen etwas irreführenden Titel, der möglicherweise auch mit den Zitaten aus eigenen und fremden religiösen Werken zu tun hat. Bereits in diesem Einstieg boten die Musiker ein aufs Feinste austariertes Miteinander, das eine bis ins kleinste Detail ausgefeilte Lesart erkennen lässt. Ihr Auftritt erschöpft sich aber darin nicht, sondern sie lassen sie Musik trotz der Akribie des Spiels in lebhaft sinnlicher Weise erklingen, so dass sie eine beredte Spielkultur anbieten.

Mit der Mottete Filiae Maestae Jerusalem schloss sich das erste Werk für den Countertenor Bénos-Djian an. Der junge Künstler zeigte hier mit erlesen Gespür, sicherer Artikulation und bronzefarbenem Timbre, dass er trotz seiner Jugend eine beachtenswerte Stimme ist. Diese Motette für Solostimme ist ursprünglich ein Vorspiel vor Chorsätzen liturgischer Texte. In diesem Beispiel wird eine zentrale Arie von zwei Rezitativen flankiert.

Man mag das Konzert als dreiteilig empfunden haben, denn drei Gruppen von jeweils zwei Werken folgten aufeinander, jeweils erst instrumental, dann zusätzlich mit Gesangsstimme. Nach Vivaldi erklangen Werke Pergolesi. Die Sinfonie in F bot wiederum den Instrumentalisten das Feld, bevor mit dem Salve Regina auch wieder der Sänger aktiv werden konnte.

Das Salve Regina, bei seiner Entstehung ähnlich populär wie das Stabat Mater, steht heute sicherlich, man darf sagen zu Unrecht, im Schatten. Der persönliche Ton der Musik mag als ein Gebet des Komponisten um Fürsprache im Angesicht seines nahen Todes gehört werden. Sänger und Instrumentalisten gelang es jedenfalls, diesen intimen Charakter mit einer schlackenfreien, aber intensiven Lesart zu verdeutlichen und so den Charakter und die Stärken des Werkes zu zeigen.

Im dritten Abschnitt des Programms kam es dann zu einer kleinen Unregelmäßigkeit in dem Sinne, dass das instrumentale und das Gesangswerk von verschiedenen Komponisten kamen. Sie passten aber beide wegen ihres weltlichen Charakters wieder zusammen.

Die Triosonate A-Dur op. 4 Nr. 3 von Corelli bot beste Gelegenheit, einen der berühmtesten Komponisten der Zeit, speziell für die Violine, zu hören, dessen Bedeutung auch heute noch geschätzt wird, wie ihn schon Couperin als Inbegriff der italienischen Musik setzte. Diese Kammersonate zur höfischen Unterhaltung nimmt ihre Gestaltung aus Tanzformen und damit dann auch französischem Einfluss. Nach wie vor aufmerksam und spielfreudig kredenzte Café Zimmermann auch dieses Werk.

Am Ende des offiziellen Programms wurde dann eine lateinische Motette aus der Feder von Alessandro Scarlatti vorgestellt, Infirmata vulnerata. Im Unterschied zu den anderen Motetten von Scarlatti ist das Thema einer Liebesgeschichte unbekannter Autorschaft entlehnt, so dass sich diese Motette den von Scarlatti verfassten Kammerkantaten zuordnen lässt.

Der Titel, kraftlos verwundet oder auch gebrechlich verwundbar, gibt den Tonfall und damit quasi eine Interpretationshilfe an. Aber er hatte natürlich keinen negativen Einfluss auf die Darbietung. Ungleich intensiver widmeten sich die Protagonisten auch diesem Werk und führten so das Konzert zu einem nachhaltig wirkenden Abschluss, der das bis dahin noch zurückhaltend wirkende Publikum zu anhaltendem Applaus animierte, der auch belohnt wurde.

Nach so einem gelungenen Auftakt kann man sich eigentlich kaum vorstellen, an einem Sonntagnachmittag etwas anderes zu genießen, als die Konzerte alter Musik

Das Programm befindet sich hier: https://rmva.lu/en

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