Franz Schubert: Winterreise D. 911; Cyrille Dubois, Tenor, Anne Le Bozec, Klavier; # NoMadMusic NMM117; Aufnahme 01.2021, Veröffentlichung 01.12.2023 (76'15) - Rezension von Remy Franck

Cyril Dubois, einer der vielseitigsten französischen Tenöre, interpretiert Schuberts Winterreise sehr ausdrucksvoll. Durch eine gute  Atemtechnik und die Fähigkeit, Spannungsaufbau und -abfall wirkungsvoll zu bestimmen, gewinnt Dubois den Liedern viel Dramatik ab, auch wenn seine Interpretation nicht ganz frei von Manierismen ist und die Stimme gelegentlich etwas scharf wirkt.

Er singt den Liederzyklus teils recht schnell, mit jugendlichem Elan, teils sehr gedehnt und verhalten, erreicht aber nirgendwo die Tiefe von Christoph Prégardien, Peter Schreier oder Ian Bostridge, um mal im Vergleich bei den Tenören zu bleiben. Für einen Franzosen ist die Textverständlichkeit bemerkenswert gut.

Sehr gut gefällt mir die Begleitung von Anne Le Bozec, die gestalterisch viel zur Expressivität beiträgt.

Am Ende aber überwiegt das Positive und man hat den Eindruck eine sehr persönliche und eindringliche Winterreise gehört zu haben, deren interpretatorische Ehrlichkeit und künstlerischer Anspruch niemand leugnen kann. Dubois erzählt uns etwas, und man hört ihm zu.

Cyril Dubois, one of the most versatile French tenors, sings Schubert’s Winterreise very expressively. Thanks to a good breathing technique and the ability to effectively determine the build-up and fall of tension, Dubois brings a great deal of drama to the songs, even if his interpretation is not entirely free of mannerisms and his voice occasionally comes across as somewhat sharp.

He sings the song cycle sometimes quite quickly, with youthful vigor, sometimes very stretched and restrained, but nowhere reaches the depth of Christoph Prégardien, Peter Schreier or Ian Bostridge, to stay with the tenors for the sake of comparison. The clarity of the text is remarkably good for a Frenchman.

I really like Anne Le Bozec’s accompaniment, which contributes a great deal to the expressiveness. 

In the end, however, the positives outweigh the negatives and one has the impression of having heard a very personal and haunting Winterreise, whose interpretative honesty and artistic ambition no one can deny. Dubois tells us something and we listen to him.

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