Schon in der ersten Szene dieser wunderbaren Inszenierung von Mozarts ‘Cosi fan tutte’ wird deutlich, was Michael Haneke ausdrücken will: Er steckt einen Teil der Sänger in Kostüme aus der Rokokozeit, einen anderen Teil in modernes Outfit, genau wie er als Schauplatz eine alte Villa aus dem 18. Jahrhundert wählt, die aber nach neuesten Erkenntnissen modernisiert wurde. Er unterstreicht so das Zeitlose von Da Pontes und Mozarts Stoff, …cosi fan tutte, heute wie damals. Untreue, Eheprobleme, all das ist ein ewiges Thema. Und das durchleuchtet Haneke in einem Spiel von seltener Feinzeichnung. Die Fäden zieht freilich nicht mehr Don Alfonso allein, sondern auch Despina mischt kräftig mit. Sie ist zur Maitresse des liebesenttäuschten Alfonso avanciert und piesackt diesen genau wie die jungen Damen, denen sie als Eheberaterin zur Seite steht und die sie letztlich nur vor der Liebe abhärten will. Selten wurden die Ideen Da Pontes und Mozarts so konsequent weitergedacht wie in dieser großartigen Mise en scène, in der jede Geste, jeder Gesichtsausdruck, jeder Blick genau definiert ist und seine Bedeutung im Ganzen hat.
Alfonso ist jedenfalls längst nicht mehr der alte, weise Philosoph, als den man ihn schon kennen gelernt hat, sondern ein von der Liebe enttäuschter und auf die Scherben seiner Liaison mit Despina blickender frustrierter Liebhaber.
Mit sechs wohl zuerst nach darstellerischem Talent ausgesuchten jungen und kaum bekannten Sängern gestaltet Haneke eine zynische Liebesschlacht. Neue Schlussfolgerungen lässt der Regisseur wohl nicht aufkommen, aber er destilliert das vorhandene Cosi-Material zu Hochprozentigem. Dass dabei sowohl da Ponte als auch Mozart keinen Schaden nehmen, ganz im Gegenteil, ist ihm hoch anzurechnen.
Sängerisch hat man gewiss Besseres gehört, genau wie andere Dirigenten das Orchester charakteristischer klingen ließen als Cambreling, aber da auf der Bühne wie auch im Orchestergraben ein überdurchschnittliches Niveau gewahrt wird, kann sich der Rezensent nicht beschweren. Bild und Ton zusammen ergeben eine Cosi-Auffführung, die keiner vergessen wird, der sie gesehen und gehört hat.
Film director Michael Haneke’s production of Mozart’s Così fan tutte is a gem! His intelligent and intriguing staging shows efficiently the timeless truth of Da Ponte’s and Mozart’s maxim: Così fan tutte. Within the duo Don Alfonso and Despina, who happen to have a tense, love-hate relationship, Despina is the most dangerous of both of those manipulators. The cast is, at least as far as acting is concerned, exceptional. From the pure vocal point of view we undoubtedly have heard betters singer. But in this production, no element can be considered as such, we only can take the whole thing and say: Overall that’s a great an excellent Così fan tutte. »