Herbert Howells: Te Deum + An English Mass + Magnificat + Cello Concerto + Paen + Master Tallis’s Testament + Rhapsody Nr 3; Guy Johnston, Cello,The Choir of King’s College Cambridge, King’s Voices, Britten Sinfonia, Christopher Seman, Stephen Cleobury; 2 CDs King’s College KGS0032, Aufnahme 2018-2019, Veröffentlichung 06/2019 (103'37) - Rezension von Guy Engels

37 Jahre leitete Stephen Cleobury den Choir of King’s College. Im Herbst zieht er sich zurück und hinterlässt als Vermächtnis eine stattliche Zahl von Aufnahmen, denen er nun eine letzte Produktion hinzugefügt hat: Musik von Herbert Howells. Das Doppel-Album präsentiert ganz unterschiedliche Facetten von Howells‘ Schaffen. Allein das macht die Aufnahme interessant und spannend.

Auf der ersten CD hören wir Werke, die Howells aus ganz profanen Gründen nahe stand: Sakralmusik. Schließlich war der Komponist auch Organist in vielen bedeutenden englischen Kathedralen, und die liturgische Musik prägte einen wesentlichen Teil seiner Biographie.

Die Biographie wirkt auch in seine Musik hinein, ganz besonders in die English Mass. Sie entstand nach dem tragischen Tod von Howells neunjährigem Sohn und ist weniger ein Glaubensbekenntnis denn eine Suche nach spirituellem Halt.

Stephen Cleobury und seine Ensembles wissen genau, wie sie diese besonders intime Stimmung einfangen und vermitteln müssen, wie sie auch die schwierige Balance zwischen purer Verzweiflung und Hoffnung schaffen. Die wunderbaren stimmlichen Fähigkeiten seiner Sänger lassen Stephen Cleobury viel Gestaltungsraum, den er in den feierlichen Te Deum und Magnificat anders zu nutzen weiß: typisch britischer Pomp hier in Maßen und ohne Pathos dargebracht.

Hauptwerk auf zweiten CD ist das Cellokonzert aus den 30er Jahren, das erst 2016 seine posthume Uraufführung erlebte. Es greift den Ton der English Mass auf und klingt streckenweise wie ein De Profundis-Gesang.  Der Cellist Guy Johnston schafft es jedoch, in dieser eher betrüblichen Stimmung wiederholt Lichtblicke aufscheinen zu lassen, etwa in der schönen Kantilene des 2. Satzes.  Die rhapsodische Struktur des 1. Satzes, ermöglicht es dem Cellisten, sein gestalterisches Potenzial voll auszuschöpfen. Insgesamt erleben wir eine sehr emotionale, spannende Interpretation, die den Zuhörer quasi festhält und wiederholt nachdenklich stimmt.

Stephen Cleobury conducted the Choir of King’s College for 37 years. In the autumn he retires, with a considerable number of recordings as a legacy, to which he has now added a final production: Music by Herbert Howells. The double album presents very different facets of Howells’ work. On the first CD we hear sacred music. The English Mass was written after the tragic death of Howell’s nine-year-old son and is less a credo than a search for spiritual stability. Stephen Cleobury and his ensembles know exactly how to capture and convey this particularly intimate mood, how to create the difficult balance between pure despair and hope. The wonderful vocal abilities of his singers leave Stephen Cleobury a lot of creative space, which he is able to use differently in the festive Te Deum and Magnificat: typical British pomp here, presented in moderation and without pathos. The main work on the second CD is the Cello Concerto. It picks up the tone of the English Mass and sometimes sounds like a De Profundis song. Cellist Guy Johnston succeeds in making rays of hope shine repeatedly in this rather sad mood. The rhapsodic structure of the first movement enables the cellist to make full use of his creative potential. Altogether we experience a very emotional and exciting performance.

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