Geistliche Chormusik der Romantik; Sächsische Solistenvereinigung, Fabian Eders (Leitung); 1 CD Rondeau ROP6184; Aufnahme 07/2018, Veröffentlichung 13/03/2020 (71‘55) – Rezension von Jonathan Fabrizius

Große Entdeckungen kommen meist mit einem Paukenschlag daher – diese CD mit Geistlicher Chormusik der Romantik nicht: Sie nähert sich auf leisen Sohlen, offenbart aber mit 20 kaum musizierten Werken einiger bekannter und sehr viel mehr weniger bekannter Komponisten auch zahlreiche Neuentdeckungen. Die von Fabian Enders geleitete Sächsische Solistenvereinigung erweist sich dabei als höchst kundiger Führer auf jenen höchst selten betretenen Musikpfaden.

Die CD ist bei Rondeau als begleitende Referenzeinspielung einer Auswahl von Chorliedern erschienen, die im vom Helbling Verlag publizierten zweiten Band Romantik a cappella abgedruckt sind. Das klingende Kompendium weitet dabei die Grenzen der Romantik, die die vokale Musikwelt – und auch die neugierige – ja meist eng um Komponisten wie Brahms, Bruckner, Mendelssohn oder Reger zieht, mit großer Geste auf. Bekannten Namen sind hier Hugo Wolf, Friedrich Silcher, natürlich Gioacchino Rossini, Giuseppe Verdi, Carl Loewe oder eben Reger, doch hört man eben auch einen Nils Wilhelm Gade oder den Schriftsteller Karl May mit seinem Ave Maria als dreistrophiger, deutscher Cantus.

Die 2017 gegründete Sächsische Solistenvereinigung macht ihrem Namen dabei alle Ehre: Sie bindet solistisch tätige Sänger zum wendigen Kammerchor mit hoher Klang- und vor allem Pianokultur. Zuweilen treten elegante Solisten aus dem mit 18 Stimmen schlank besetzten Tutti hervor, werden aber nicht namentlich genannt – das Klangkollektiv ist wichtiger. Und das kommt in der Akustik der Leipziger Peterskirche transparent und glitzernd intonierend daher.

Höhepunkte sind ein tieftrauriger Grabgesang von Xaver Schnyder von Wartensee oder Johann Friedrich Reichhardts ergreifender Trauerchor sowie das ätherische Peace I Leave With Youvon Amy Beach (als einzig englischsprachiger der ansonsten deutschen und lateinischen Liedtexte). Der Anspruch der Sätze folgt dem Dictum der Notenausgabe vom schlichten Satz bis zur komplexen Motette.

So stellt diese CD nicht nur einige spannende Entdeckungen dar, sondern macht Lust auf mehr Chor-Romantik außerhalb der beschriebenen stilistischen Bannmeilen. Und da es die Debüt-CD der Sächsischen Solistenvereinigung ist, wecken diese Einspielungen auch durchaus Verlangen auf mehr von diesem Ensemble.

On this CD from Rondeau the Sächsische Solistenvereinigung presents 20 barely performed choral works of some well-known and much less well-known composers. The CD has been released by Rondeau as an accompanying reference recording of a selection of choral songs, which are printed in the second volume Romantik a cappella, published by Helbling Verlag. The collection expands the boundaries of the Romanticism which is mostly limited to composers such as Brahms, Bruckner, Mendelssohn or Reger. Well-known names here are Hugo Wolf, Friedrich Silcher, of course Gioacchino Rossini, Giuseppe Verdi, Carl Loewe or even Reger, but one also hears a song by Nils Wilhelm Gade or the writer Karl May with his Ave Maria as a three-trophed, German cantus.
The Sächsische Solistenvereinigung, founded in 2017, lives up to its name with 18 soloists forming an agile, high-level chamber choir. At times elegant soloists emerge from the choir, but are not mentioned by name – the ensemble is more important.
Highlights are a deeply sad funeral song by Xaver Schnyder von Wartensee or Johann Friedrich Reichhardt’s moving funeral choir as well as the ethereal Peace I Leave With You by Amy Beach (as the only English-speaking of the otherwise German and Latin lyrics).
And since this is the debut CD of the Sächsische Solistenvereinigung, it certainly fuels the desire to hear more of this ensemble.

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