Jaromir Weinberger: 6 Böhmische Lieder und Tänze, Ouvertüre zu einem ritterlichen Spiel, Passacaglia für Orgel & großes Orchester; Jörg Strodthoff, Orgel, Deutsches Rundfunk Sinfonieorchester Berlin, Gerd Albrecht; 1 CD Capriccio C5272; Aufnahmen 2000/2002, Veröffentlichung 05/2016 (56'52) – Rezension von Remy Franck

Von Jaromir Weinberger (1896–1967) kennen die meisten Musikfreunde wohl nur die Oper ‘Svanda Dudak’ (Schwanda, der Dudelsackpfeifer), wenn überhaupt. Dem aus Prag gebürtigen Komponisten, der vor den Nazis ins amerikanische Exil flüchtete, machte das zu Lebzeiten schon viel aus. Ob er wohl deshalb Selbstmord beging? Feststeht, dass er nach dem Krieg weder in seiner neuen Heimat noch in Europa wieder Fuß fassen konnte und durch ständige Misserfolge sowie gesundheitliche Probleme depressiv wurde. Nach verschiedenen Klinikaufenthalten nahm sich Jaromír Weinberger 1967 mit Schlaftabletten das Leben.

Diese CD enthält die effektvolle und sehr visuell komponierte ‘Ouvertüre zu einem ritterlichen Spiel’ von 1929, die ‘Sechs Böhmischen Lieder und Tänze’ aus dem selben Jahr und die ‘Passacaglia für Orgel und großes Orchester’, die 1932 komponiert wurde. Es sind also alles Stücke, die in einem Zeitraum von fünf Jahren nach dem sensationellen ‘Schwanda’-Erfolg entstanden und in denen der Komponist dieselbe Musikrezeptur von einer auf der Volksmusik gründenden Melodik benutzt.

Die Ouvertüre und die ‘Böhmischen Lieder und Tänze’ sind keine Hits, aber sie haben Charme und sind gefällig. Aus diesem Rahmen fällt die etwas bombastische Passacaglia. Gerd Albrecht dirigiert sie glücklicherweise mit viel Gespür für ihre Farben und ebenso viel Geschmack. Auch in den anderen Werken hat er eine zuverlässige Hand.

Known above all for his opera Svanda the Bagpiper, Jaromir Weinberger has written other charming works, and a selection can be heard on this CD, expertly conducted by Gerd Albrecht.

 

 

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