Dmitri Shostakovich: Konzerte für Violoncello und Orchester Nr. 1 & 2; Alisa Weilerstein, Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Pablo Heras-Casado; 1 CD Decca 483 0835 4; Aufnahme 09/2015, Veröffentlichung 09/2016 (60'52) – Rezension von Uwe Krusch

Zu Symphonien und anderen Werken Shostakovichs sind oftmals Informationen vorhanden, die erkennen lassen, welche äußeren und inneren Einflüsse und in welcher Weise auf den Kompositionsprozess eingewirkt haben. Bei den beiden Cellokonzerten, die recht nah zueinander entstanden, fehlen solche Informationen komplett. Allenfalls aus der Musik und darin enthaltenen Elementen, die er auch an anderer Stelle eingesetzt hat, um etwas auszudrücken, kann man Rückschlüsse ziehen. So kann man beim Ersten Konzert das aus dem ersten im dritten Satz wiederkehrende Motiv, das penetrant wiederholt wird, als Ausdruck von Jubel deuten. Beim Zweiten Konzert könnte man die wechselnden Stimmungen als Reaktion auf einen Herzanfall während der Kompositionsphase verstehen.

Die Instrumentation der beiden Werke geht zwar von einem recht großen Orchester aus – vor allem im Zweiten gibt es viel Schlagwerk -, aber die Instrumente werden fast kammermusikalisch eingesetzt, so, dass das Soloinstrument ohne Probleme durchdringt. Teilweise führt das zu grotesken Reduzierungen, wenn im zweiten Satz des Ersten Konzerts die Celesta allein zum Cello erklingt, welches Flageoletts spielt. Eine Besonderheit stellt hier auch die Kadenz nach dem zweiten Satz dar, die wegen ihrer Länge quasi ein eigener Satz ist. Das Finale ergibt dann den vierten Satz des Stückes.

Im Scherzo des Zweiten Konzerts greift der Komponist einen Gassennhauer aus Odessa auf, ‘Kauft meine Brezeln’. Dieses Lied wurde von den Händlern der Backwaren, aber auch von den Huren der Stadt gesungen. Das kann man wohl als den schwarzen sarkastischen Humor sehen, der Shostakovichs Werk immer wieder würzt.

Während das Erste Konzert im Studio eingespielt wurde, ist die Aufnahme des Zweiten zwei Tage später im Konzert erfolgt. Für den Hörer ergeben sich hieraus keine erkennbaren Unterschiede. Die Solistin engagiert sich mit großem Einsatz, und diesen beiden Werken ist auch nur so beizukommen. Weilsersteins Spiel ist der jeweiligen Situation angepasst, sowohl kraftvoll als auch lyrisch. Mit Verve meistert sie die technischen und musikalischen Herausforderungen. Es ist eine Freude, sie musizieren zu hören.

Im Orchester unter dem jungen Dirigenten Pablo Heras-Casado hat die Solistin exquisite Unterstützer, die sie dank ihres gepflegten und engagierten Spiels inspirieren.

Shostakovich’s Cello Concertos performed by Alisa Weilerstein and Pablo Heras-Casado are another remarkable recording of these works. Their truly committed interpretations have a considerable weight of very varied expressions.

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