Anton Bruckner: Symphonie Nr. 7; Berliner Philharmoniker, Sergiu Celibidache; Dokumentation: The Triumphant Return, Film von Wolfgang Becker; 1 Blu-ray EuroArts 2011404; Bild 16:9; Stereo; Live 4/92 (144') - Rezension von Remy Franck

Da es von Celibidache gar nicht so viel Video-Dokumente gibt, ist diese Veröffentlichung schon per se etwas ganz Besonderes. Hinzu kommt, dass sie uns den Dirigenten im Alter von 80 Jahren an der Spitze jenes Orchesters zeigt, mit dem er nach dem Kriege Erfolge feierte und von dessen Pult er 1952 fast ganz und 1954 definitiv verdängt wurde. Daher auch der Titel der Dokumentation: ‘The Triumphant Return’.

Außerdem ist dies wohl die längste Aufnahme der Siebten Bruckner, die Celibidache hinterlassen hat. Ich habe einen Stuttgarter Mitschnitt von 66’32 » und einen Münchner von 79’10 ». In Berlin braucht er, wenn man Pausen und Beifall abzieht, fast 90 Minuten.

Ja, er ist sehr langsam, ja, manches wirkt statisch. Aber der Atem geht dem Dirigenten doch nie aus. Der Klang wird fein modelliert und erreicht einen hohen Grad an Durchhörbarkeit. Kleinste Nebenphrasen erlangen bei ihm eine Bedeutung, die sonst keiner so herausgearbeitet hat. In jedem Moment dieser Aufnahmen spürt man des Dirigenten leidenschaftliche Liebe zu Bruckner. Wo ein solches Engagement spürbar wird, wo eine derart starke Persönlichkeit mit dem Zuhörer kommuniziert, da ist bei aller Langsamkeit Erleben garantiert, mehr noch, da ist Teilen möglich – und wenn es auch noch so viele Dirigenten gibt, die es anders machen, die es auch gut und vielleicht noch besser machen.

Die Dokumentation begreift Probensauschnitte für die Konzerte von 1992, historische Aufnahmen aus den Vierzigerjahren, Statements von Musikern, die Celibidache in seiner Chefdirigentenzeit von 1945-1952 erlebt hatten, seine Arbeit nach dem Kriege situieren und auch den Bruch erklären, zu dem u.a. Celibidaches unkontrolliertes Temperament und seine harsche Kritik vor allem an den älteren Musikern des Orchesters führten.

The slowest recorded 7th Bruckner Symphony by Celibidache, with the Berlin Philharmonic, an orchestra which he retrieved after an absence of 38 years. Wolfgang Becker’s documentary explains how Celi came to the Orchestra, how it went that he left in 1952, and shows carefully selected footage from the rehearsals of 1992.

Lorsque Celibidache retrouva le Philharmonique de Berlin en 1992, après 28 ans d’absence, il dirigea ce qui doit être sa plus longue Septième de Bruckner jamais documentée: elle dure près de 90 minutes. Le film documentaire de Wolfgang Becker explique comment et pourquoi Celibidache devint le chef titulaire de l’Orchestre en 1945 et quelles furent les raisons de la rupture en 1952. Il contient également de larges extraits des répétitions de 1992.

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