
Diese zweite Sammlung von Petrassis Orchesterkonzerten führt sein viertes bis sechstes Konzert zusammen, die alle drei Mitte der 1950er Jahre in direkter Folge entstanden.
Das Vierte Konzert, nur für Streicher besetzt, nimmt Bartóks bahnbrechende Streichermusik aus den 1930er Jahren als Ausgangspunkt für eine einfallsreiche und phantasievolle Erkundung des Streichorchesters. Mit sechs kontinuierlichen, aber in Bezug auf Länge oder Ausdrucksgehalt erheblich unterschiedlichen Sätzen dauert es eine halbe Stunde.
Petrassis fünftes Konzert für Orchester mit fast gleicher Dauer ist dagegen für eine große Besetzung vorgesehen und gehört zu seinen einfallsreichsten Werken. Die ebenfalls fünf Sätze unterscheiden sich expressiv voneinander und bilden maximale Kontraste im verschmolzenen Ganzen. Die düstere, eindringliche Eloquenz, die durch ein wiederkehrendes Zitat aus seinem Coro Dei Morti verstärkt wird, bietet seine Antwort auf den Eintritt Italiens in den Zweiten Weltkrieg. Der klare Ausdruck des zentralen Andantino wird durch den rhythmischen Ansturm auf beiden Seiten ausgeglichen und erhält durch die einrahmenden langsamen Sätze eine fatalistische Perspektive.
Das gut halb so lange sechste Orchesterkonzert deutet mit seinem Titel Invenzione concertata auf Soloinstrumente und solistische Passagen in dem wiederum fünfsätzigen Werk. Vom dritten und vom vierten Konzert taucht erneut die fragmentarisch formale Konzeption auf. Stilistisch ist hier zeitweise eine Zwölftontechnik in der Folge von Schönberg zu erkennen, die sich aber völlig von der seines Landsmanns Dallapiccola unterscheidet. Mit seiner rhythmischen Subtilität und einer hochgradig geschichteten Besetzung für Holz sowie Blechbläser und Schlagzeug wirkt es, abgesehen von der eisigen Art des vierten Satzes Estatico ausdruckslos, als ob Petrassis technische Meisterschaft kurz davor stünde, sich von einem begleitenden emotionalen Input zu lösen.
Das privat geführte Orchestra Sinfonica di Roma stellt die drei Werke mit hoher Präsenz und Akkuratesse, aber auch dem klar geformten Ausdruck dar, der die Stücke musikalisch blühen lässt. Francesco La Vecchia als Gründer des Ensembles hat die Fäden jeweils sicher in der Hand und lässt sie aber so gleiten, dass die Musiker seine Anregungen mit gelungener Bereitschaft umsetzen. Ein wenig mehr instrumentale Eleganz und Schönheit des Ausdrucks beim Spiel hätte die Musik noch mehr beflügelt.
This second collection of Petrassi’s orchestral concertos brings together his fourth to sixth concertos, all three of which were composed in direct succession in the mid-1950s.
The Fourth Concerto, scored for strings only, takes Bartók’s groundbreaking string music from the 1930s as the starting point for an inventive and imaginative exploration of the string orchestra. It lasts half an hour, with six continuous movements that vary considerably in length or expressive content. This is where Petrassi, who used many styles in his work, comes closest to Bartók.
By contrast, Petrassi’s Fifth Concerto for Orchestra, which lasts almost the same length, is intended for a large orchestra and is one of his most imaginative works. The five movements also differ expressively from one another in the fused whole. The sombre, haunting eloquence, reinforced by a recurring quotation from his Coro Dei Morti, offers his response to Italy’s entry into the Second World War. The clear expression of the central Andantino is balanced by the rhythmic onslaught on both sides and is given a fatalistic perspective by the framing slow movements.
With its title Invenzione concertata, the sixth orchestral concerto, which is a good half as long, refers to solo instruments and solo passages in the work, which itself consists of five movements. The fragmentary formal conception reappears from the third and fourth concertos. Stylistically, a twelve-tone technique following Schönberg can be recognized here at times, but it is completely different from that of his compatriot Dallapiccola. With its rhythmic subtlety and highly layered scoring for woodwinds and brass and percussion, apart from the icy nature of the fourth movement Estatico, it seems inexpressive, as if Petrassi’s technical mastery was on the verge of detaching itself from an accompanying emotional input.
The privately conducted Orchestra Sinfonica di Roma performs the three works with great presence and accuracy, but also with the clearly formed expression that allows the pieces to blossom musically. Francesco La Vecchia, the founder of the ensemble, has the strings securely in his hand and allows them to glide in such a way that the musicians implement his suggestions with successful readiness. Ein wenig mehr instrumentale Eleganz und Schönheit des Ausdrucks beim Spiel hätte die Musik noch mehr beflügelt.