Goffredo Petrassi: Concerti für Orchester Nrn. 4 - 6; Orchestra Sinfonica di Roma, Francesco La Vecchia; # Naxos 8.573703; Aufnahmen 06.2012, 01. + 03.2013; Veröffentlichung 27.06.2025 (74'29) – Rezension von Uwe Krusch ** (For English please scroll down)

Diese zweite Sammlung von Petrassis Orchesterkonzerten führt sein viertes bis sechstes Konzert zusammen, die alle drei Mitte der 1950er Jahre in direkter Folge entstanden.

Das Vierte Konzert, nur für Streicher besetzt, nimmt Bartóks bahnbrechende Streichermusik aus den 1930er Jahren als Ausgangspunkt für eine einfallsreiche und phantasievolle Erkundung des Streichorchesters. Mit sechs kontinuierlichen, aber in Bezug auf Länge oder Ausdrucksgehalt erheblich unterschiedlichen Sätzen dauert es eine halbe Stunde.

Petrassis fünftes Konzert für Orchester mit fast gleicher Dauer ist dagegen für eine große Besetzung vorgesehen und gehört zu seinen einfallsreichsten Werken. Die ebenfalls fünf Sätze unterscheiden sich expressiv voneinander und bilden maximale Kontraste im verschmolzenen Ganzen. Die düstere, eindringliche Eloquenz, die durch ein wiederkehrendes Zitat aus seinem Coro Dei Morti verstärkt wird, bietet seine Antwort auf den Eintritt Italiens in den Zweiten Weltkrieg. Der klare Ausdruck des zentralen Andantino wird durch den rhythmischen Ansturm auf beiden Seiten ausgeglichen und erhält durch die einrahmenden langsamen Sätze eine fatalistische Perspektive.

Das gut halb so lange sechste Orchesterkonzert deutet mit seinem Titel Invenzione concertata auf Soloinstrumente und solistische Passagen in dem wiederum fünfsätzigen Werk. Vom dritten und vom vierten Konzert taucht erneut die fragmentarisch formale Konzeption auf. Stilistisch ist hier zeitweise eine Zwölftontechnik in der Folge von Schönberg zu erkennen, die sich aber völlig von der seines Landsmanns Dallapiccola unterscheidet. Mit seiner rhythmischen Subtilität und einer hochgradig geschichteten Besetzung für Holz sowie Blechbläser und Schlagzeug wirkt es, abgesehen von der eisigen Art des vierten Satzes Estatico ausdruckslos, als ob Petrassis technische Meisterschaft kurz davor stünde, sich von einem begleitenden emotionalen Input zu lösen.

Das privat geführte Orchestra Sinfonica di Roma stellt die drei Werke mit hoher Präsenz und Akkuratesse, aber auch dem klar geformten Ausdruck dar, der die Stücke musikalisch blühen lässt. Francesco La Vecchia als Gründer des Ensembles hat die Fäden jeweils sicher in der Hand und lässt sie aber so gleiten, dass die Musiker seine Anregungen mit gelungener Bereitschaft umsetzen. Ein wenig mehr instrumentale Eleganz und Schönheit des Ausdrucks beim Spiel hätte die Musik noch mehr beflügelt.

This second collection of Petrassi’s orchestral concertos brings together his fourth to sixth concertos, all three of which were composed in direct succession in the mid-1950s.

The Fourth Concerto, scored for strings only, takes Bartók’s groundbreaking string music from the 1930s as the starting point for an inventive and imaginative exploration of the string orchestra. It lasts half an hour, with six continuous movements that vary considerably in length or expressive content. This is where Petrassi, who used many styles in his work, comes closest to Bartók.

By contrast, Petrassi’s Fifth Concerto for Orchestra, which lasts almost the same length, is intended for a large orchestra and is one of his most imaginative works. The five movements also differ expressively from one another in the fused whole. The sombre, haunting eloquence, reinforced by a recurring quotation from his Coro Dei Morti, offers his response to Italy’s entry into the Second World War. The clear expression of the central Andantino is balanced by the rhythmic onslaught on both sides and is given a fatalistic perspective by the framing slow movements.

With its title Invenzione concertata, the sixth orchestral concerto, which is a good half as long, refers to solo instruments and solo passages in the work, which itself consists of five movements. The fragmentary formal conception reappears from the third and fourth concertos. Stylistically, a twelve-tone technique following Schönberg can be recognized here at times, but it is completely different from that of his compatriot Dallapiccola. With its rhythmic subtlety and highly layered scoring for woodwinds and brass and percussion, apart from the icy nature of the fourth movement Estatico, it seems inexpressive, as if Petrassi’s technical mastery was on the verge of detaching itself from an accompanying emotional input.

The privately conducted Orchestra Sinfonica di Roma performs the three works with great presence and accuracy, but also with the clearly formed expression that allows the pieces to blossom musically. Francesco La Vecchia, the founder of the ensemble, has the strings securely in his hand and allows them to glide in such a way that the musicians implement his suggestions with successful readiness. Ein wenig mehr instrumentale Eleganz und Schönheit des Ausdrucks beim Spiel hätte die Musik noch mehr beflügelt.

Der Beginn der lebensbegleitenden Konzerte für Orchester

Gustav Mahler: Das Lied von der Erde (Transk. für Kammerorchester von Arnold Schönberg (1920) & Rainer Riehn (1983); Carina Vinke, Alt, Jan-Willem Schaafsma, Tenor, The Re_orchestra of Rotterdam, Roberto Beltrán-Zavala; # Evidence EVCD136D; Aufnahme 06.2011, Veröffentlichung 27.06.2025 (65') - Rezension von Remy Franck ** (For English please scroll down)

Welch ein  Missverständnis, um nicht zu sagen, welch ein Blödsinn: Da benutzt ein 14-Musiker-Ensemble die von Arnold Schönberg reduzierte und von Rainer Riehn revidierte Kammerensemble-Fassung von Mahlers Lied von der Erde, und dann geht die Toncrew hin, glaubt, das kleine Ensemble klinge zu klein und bläst es in einem weiten Klangraum auf, dass die Konturen verschwinden und die Farben verwischt werden, also alle Vorzüge der Schönberg-Fassung verloren gehen. Read More →

Karl Amadeus Hartmann: Concerto funebre - Maurice Ravel: Tzigane - Aziza Sadikova: Stradivari; Rebekka Hartmann, Violine, Rachmaninov International Orchestra, Kent Nagano; # Farao Classics B108128; Aufnahme 2023, Veröffentlichung 25.06.2025 (47'23) – Rezension von Pál Körtefa ** (For English please scroll down)

Die von Rebekka Hartmann vorgestellten Werke zeigen je einen sehr eigenen künstlerischen Blick auf die verschiedenen kulturellen Ausprägungen Europas. Sie bieten eine musikalische Verarbeitung und Vermischung, die nur stattfinden kann, wenn ohne ideologische Fronten und mit Offenheit, ja Zuneigung gearbeitet wird. Read More →

Francesco Bartolomeo Conti: Il trionfo della Fama; Accademia Bizantina, NovoCanto & La Stagione Armonica, Ottavio Dantone; # cpo, 555 725–2; Aufnahme 08.2024, Veröffentlichung 19.06.2025 (81’27) - Rezension von Guy Engels** (For English please scroll down)

Als das Habsburgerreich seit der Zeit Karls V. sich auf dem Zenit seiner Macht befand, gehörten nicht nur Diplomatie, Krieg und Heiratspolitik zur Absicherung und Verfestigung dieser Macht. Auch die Kunst leistete ihren Teil als Zeichen der Größe aber auch der Selbstvergewisserung. Read More →

Henriëtte Bosmans: Cellokonzerte Nr. 1 & 2 + Poème für Cello & Orchester; Raphael Wallfisch, Cello, BBC Scottish Symphony Orchestra, Ed Spanjaard; # cpo 555 694–2;  Aufnahme  02.2024, Veröffentlichung 19.06.2025 (79'25) - Rezension von Remy Franck ** (For English please scroll down)

Dieses Programm beginnt mit Poème von Henriëtte Bosmans aus dem Jahre 1923. Es beginnt recht opulent, wechselt dann mehrmals zwischen langsamen und sehr melodisch-lyrischen und tänzerischen Passagen, die den Hörer deutlich in den Süden Europas entführen. Read More →

Antonio Salieri: Complete Works for Harpsichord and Piano (Cembalokonzert in B-Dur + Cembalokonzert in C-Dur + Marsch in D-Dur + Sonate für Tasteninstrumente in C-Dur); Filippo Pantieri, Tasteninstrumente, Luca Giardini, Konzertmeister, Ensemble Sezione Aurea; # Dynamic CDS8060; Aufnahmen 10.2023, 09.2024, Veröffentlichung 20.06.2025 (63'34) - Rezension von Norbert Tischer ** (For English please scroll down)

Antonio Salieri (1750-1825) hat Opern, Kirchenmusik, Lieder in Hülle und Fülle produziert, jedoch vergleichsweise wenig Instrumentalmusik. Die beiden Klavierkonzerte bilden den Hauptgang im Menü dieses Albums. Read More →

Bliss: The Composer Conducts; Arthur Bliss: A Colour Symphony + Piano Concerto in B-Flat Major, Op. 58, F. 108 + March, F. 94, The Phoenix + Morning Heroes, F. 32 + Concerto for 2 Pianos & Orchestra, F. 110 (Arr. for Piano 3 Hands & Orchestra by Clifford Phillips) + Mêlée fantasque, F. 11; John Ogdon, Cyril Smith & Phyllis Sellick, Klavier, Donald Douglas, Spracher, BBC Chorus and Choral Society, Alexandra Choir, Croydon Philharmonic Society, London Symphony Orchestra, BBC Symphony Orchestra, BBC Northern Orchestra; # Somm Ariadne 5039-2; Aufnahmen 1961,1966,1968,1969, Veröffentlichung 20.06.2025 (76'44 + 79'04) - Rezension von Remy Franck ** (For English please scroll down)

Arthur Bliss (1891–1975) war ein anerkannt guter Dirigent seiner eigenen Musik, hat aber nur wenige kommerzielle Aufnahmen gemacht. Hier ist nun eine Hommage an den dirigierenden Komponisten mit BBC-Liveaufnahmen, veröffentlicht zum 50. Todestag von Bliss. Read More →

Hans Winterberg: Klaviersonaten Nr. 1-5; Jonathan Powell, Klavier; # EDA  54; Aufnahme 06.2024, Veröffentlichung 20.06.2025 (70'36) - Rezension von Remy Franck ** (For English please scroll down)

Im Gegensatz zu Ullmann, Haas, Krása und Klein überlebte der tschechische Komponist Hans Winterberg (1901-1991) den Holocaust durch eine Reihe glücklicher Umstände. Als Schüler von Alexander Zemlinsky und Alois Hába steht er in der Nachfolge Janáceks, ist jedoch auch dem weiteren Umfeld der Zweiten Wiener Schule zuzurechnen. Winterberg beschrieb seinen Stil so: « Ursprünglich von Arnold Schönberg ausgehend, habe ich schließlich einen Weg polyrhythmischer und polytonaler Prägung gefunden. » Read More →

Felix Mendelssohn Bartholdy: Ein Sommernachtstraum (Ouvertüre op. 21 & Bühnenmusik op. 61 mit deutschen Texten für Erzähler, 2 Soprane, Frauenchor, Orchester); Max Urlacher, Sprecher, Mi-Young Kim, Sopran, Anna Erdmann, Mezzosopran, RIAS Kammerchor, Freiburger Barockorchester, Pablo Heras-Casado; # Harmonia Mundi HMM902724; Aufnahme 05.2023, Veröffentlichung  20.06.2025 (62'29) - Rezension von Remy Franck ** (For English please scroll down)

Dies Album präsentiert Mendelssohns vollständige Musik zum Sommernachtstraum, mit allen Melodramen. Pablo Heras-Casado dirigiert zupackend intensiv, aber auch wunderbar farbig und flimmernd, also sehr klangmalerisch. Read More →

Johannes Brahms: Symphonien Nr. 3 & 4; Philharmonisches Staatsorchester Hamburg, Kent Nagano; BIS 2374; Liveaufnahmen 04. 2023, 01.2019, Veröffentlichung 20.06.2025 (81') -Rezension von Remy Franck ** (For English please scroll down)

Eines will ich vorausschicken: Naganos Brahms ist nicht der Brahms, wie ich ihn mir idealerweise wünsche, ein Brahms, der immer nach vorne schaut, mit einem immer finalwärts gerichteten Blick. Auch tontechnisch ist die Aufnahme etwas enttäuschend. Sie ist zwar räumlich gut disponiert, breit und tief, aber im Grunde etwas mulmig und nicht klar genug. Read More →

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