Benjamin Britten: Cellosonate op. 65 - Dmitri Shostakovich: Cellokonzert Nr. 2 G-Dur op. 126 +  Cellosonate d-Moll op. 40; Sheku Kanneh-Mason, Cello, Isata Kanneh-Mason, Klavier, Sinfonia of London, John Wilson; # Decca 487 0835; Aufnahme 10.+11.2024, Veröffentlichung 09.05.2025 (80'29) – Rezension von Uwe Krusch ** (For English please scroll down)

Cellowerke von Shostakovich und Britten zu kombinieren, kann man nachvollziehen. Hatte der Russe doch den Engländer zur Premiere seines 1. Cellokonzerts in London eingeladen, das Rostropovich spielte und dabei auch Britten kennenlernte.

Kanneh-Mason arbeitet sowohl die zarten Elemente wie auch die tragisch düsteren Momente des Konzertes klar heraus. Vor dem zwar groß besetzten, aber sparsam eingesetzten Orchester hat der Solist eine klar erkennbare Stellung, die er mit seinen gestalterischen Bögen auskosten kann. Dabei bleibt Kanneh-Mason immer seinem gepflegten Spielstil treu, so dass er die auch frivole Bedeutung des Volksliedes im Allegretto zwar anzeigt, aber nicht überpointiert. Sein Solo gestaltet er rhythmisch prägnant und interpretatorisch von klaren Vorstellungen geleitet.

Die Sinfonia of London unter John Wilson erweist sich als die Strukturen sicher markierendes Ensemble, das das Werk mit einem stark am nüchternen Bläserklang ausgerichteten Ansatz ohne Schwelgerei, aber mit Elan ausgestaltet. Im Zusammenwirken mit dem Solisten haben sie eine Einigkeit und Dichte erzielt, die der Präsentation gut tut.

Die Sonaten hat der Cellist mit der langjährigen Duo-Partnerin, Schwester Isata, eingespielt. Die an klassischen Formprinzipien ausgerichtete Sonate von Shostakovich zeigt ebenso elegische Seiten wie auch das in fünf Sätzen angelegte Werk von Britten. Letzterer bricht mit seinen Satztformen und eigenen bemerkenswerten Stilelementen aus diesen Schemata aus.

Kanneh-Mason bietet Brittens Sonate wie ein Abbild des Widmungsträgers Rostropovich an, das letzteren mal ausdrucksstark, mal mürrisch, wenn nicht gar niedergedrückt, dann auch wieder sorglos und fröhlich darstellt. Beredt stellt er den umfangreichen Dialog vor und mit leichter Hand die Elegie. An diese beiden Sätze gliedert er die anderen drei an. Dabei lässt Kanneh-Mason das Pizzicato des Scherzos wie ein Schattenspiel wirken, während der Marcia parodistisch hervorsticht und das Moto perpetuo mit der Hommage an Shostakovich brilliert.

Die für das Cello brillant gesetzte Sonate von Shostakovich nutzt Kanneh-Mason, um seine Fähigkeiten hören zu lassen, ohne die im Werk eingebettete Romantik in seiner Darstellung zu vernachlässigen. Seine Schwester zeigt sich als unerschrockene Pianistin, die mit großer Selbstverständlichkeit beim gemeinsamen Musizieren an die Seite des Bruders tritt und so ein gleichgewichtiges Miteinander schafft.

Hatte Sheku Kanneh-Mason das 1. Cellokonzert von Shostakovich noch mit vielen Stückchen umgeben, so schafft er hier eine Fokussierung auf große aussagekräftige Werke, die seinem Spiel eine positive Wirkung geben.

Combining cello works by Shostakovich and Britten is understandable. After all, the Russian had invited the Englishman to the premiere of his First Cello Concerto in London, which Rostropovich played and where the cellist also met Britten.

Kanneh-Mason clearly brings out both the tender elements and the tragically dark moments of the concerto. In front of the large but sparingly used orchestra, the soloist has a clearly recognizable position, which he can exploit to the full with his creative bows. Kanneh-Mason always remains true to his cultivated playing style, so that he indicates the frivolous meaning of the folk song in the Allegretto, but does not overemphasize it. His solo is rhythmically concise and his interpretation is guided by clear ideas.

The Sinfonia of London under John Wilson proves to be an ensemble that marks out the structures securely, shaping the work with an approach that is strongly oriented towards a sober wind sound, without indulgence but with verve. Together with the soloist, they have achieved a unity and density that does the presentation good.

The cellist recorded the sonatas with his long-standing duo partner, Sister Isata. Shostakovich’s sonata, which is based on classical formal principles, is just as elegiac as Britten’s five-movement work. The latter breaks out of these patterns with its movement forms and its own remarkable stylistic elements.

Kanneh-Mason offers Britten’s sonata as a reflection of the dedicatee Rostropovich, portraying the latter as sometimes expressive, sometimes sullen, if not depressed, then again carefree and cheerful. He presents the extensive Dialogo eloquently and the Elegy with a light hand. He follows these two movements with the other three. Kanneh-Mason makes the pizzicato of the Scherzo seem like a shadow play, while the Marcia stands out parodistically and the Moto perpetuo shines with its homage to Shostakovich.

Kanneh-Mason uses Shostakovich’s sonata, brilliantly scored for the cello, to show off his skills without neglecting the romanticism embedded in the work in his performance. His sister shows herself to be an intrepid pianist, who takes her brother’s side with great naturalness when making music together, thus creating a balanced coexistence.

While Sheku Kanneh-Mason surrounded Shostakovich’s 1st Cello Concerto with many small pieces, here he manages to focus on large, expressive works that give his playing a positive effect.

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