IV·XXI; Johannes Brahms: Variationen über ein eigenes Thema op. 21 Nr. 1 + Drei Intermezzi op. 117 + Variationen über ein Thema von Robert Schumann op. 23 für Klavier zu vier Händen; Clara Schumann: Transkriptionen über Lieder und Gesänge von Robert Schumann (In der Fremde · Mit Myrten und Rosen · Mondnacht · Widmung · Dein Angesicht); Robert Schumann: Thema mit Variationen WoO 24 (Geistervariationen, Variation V, Ein letzter Gedanke); Yi Lin Jiang, Jacopo Giovannini, Klavier; 1 CD Anclef 198000123918; Aufnahmen 09.2020 & 03.2021, Veröffentlichung 05.2021 (62') – Rezension von Remy Franck

Mit den eher selten zu hörenden Variationen op. 21/1 beginnt der 1988 in München geborene Yi Lin Jiang sein Brahms-Programm. Er spielt sie, genau wie die darauf folgenden Intermezzi mit warmer Tongebung sowie betontem Rubato, das die Musik auch schon mal ins Stocken bringt und insgesamt eher eine schwermütige, wenn nicht gar missmutige, als eine nachdenkliche Atmosphäre kreiert.

Clara Schumanns Transkriptionen über Lieder und Gesänge von Robert Schumann spielt Yi Lin Jiang mit großer Sensibilität, aber ohne sie mit Melancholie oder Sentimentalität zu beladen, wie man das schon mal gehört hat. In dieser schlichten und dennoch so feinfühligen Interpretation wirken die Lieder besonders schön und berührend.

Zum Schluss erklingen dann noch die Variationen über ein Thema von Robert Schumann op. 23, das erste vierhändige Werk aus der Feder von Johannes Brahms. Das Thema ist Schumanns ‘Letzter Gedanke’, das Yi Lin Yang dem Brahms-Werk vorausschickt.

Es heißt, Schumann habe geglaubt, dass ihm « die Geister Mendelssohns und Schuberts den Gedanken zur Variierung“ in der Nacht des 17. Februar 1854, also zehn Tage vor seinem Selbstmordversuch, eingegeben hätten.

Die 10 Variationen von Brahms sind sehr unterschiedlich, mal sanft, mal kraftvoll, mal optimistisch, mal tragisch düster. Diese Unterschiede kommen in der Interpretation von Yi Lin Jiang und Jacopo Giovannini gut zum Ausdruck, auch in diesem Werk ohne jegliche Übertreibung, so dass letztlich auch das Virtuose der Musik gut zur Geltung kommt, ohne Showcharakter anzunehmen.

Der Klavierklang ist in allen Aufnahmen präsent, warm und rund, sehr angenehm zum Hören.

Yi Lin Jiang, born in Munich in 1988, begins his Brahms program with the rather rarely heard Variations op. 21/1. He plays them, just like the following Intermezzi, with a warm tone as well as an accentuated rubato, which sometimes brings the music to a standstill and overall creates a melancholy, if not discontented, rather than a reflective atmosphere.
Yi Lin Jiang plays Clara Schumann’s transcriptions on songs by Robert Schumann with great sensitivity, but without loading them with sentimentality as one has heard before. In this simple and yet so subtle interpretation, the songs have a particularly beautiful and touching effect.
Finally, the program also comprises the Variations on a Theme by Robert Schumann, op. 23, the first four-hand work from the pen of Johannes Brahms. The theme is Schumann’s ‘Last Thought,’ which Yi Lin Yang plays ahead of the Brahms work.
It is said that Schumann believed that « the spirits of Mendelssohn and Schubert had given him the thought for the variation » on the night of February 17, 1854, ten days before his suicide attempt.
Brahms’ 10 Variations are very different, sometimes gentle, sometimes powerful, sometimes optimistic, and sometimes tragically somber. These differences are well expressed in the interpretation of Yi Lin Jiang and Jacopo Giovannini. There is nowhere any exaggeration in this performance, so that in the end the virtuosity of the music comes out well without being showy.
The piano sound is present warm and round, very pleasant to listen to.

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