Johannes Brahms: Klaviersonate Nr. 3, op. 5, Variationen und Fuge über ein Thema von Händel op. 24; Jonathan Plowright, Klavier; 1 SACD BIS 2047 ; 8/11 (72'45) – Rezension von Remy Franck

Die größtenteils 1853 entstandene Klaviersonate f-moll op. 5 ist der letzte Beitrag des damals zwanzigjährigen Johannes Brahms zu einer Gattung, die für ihn, wie auch die der Symphonie, vom ‘Riesen’ Beethoven überschattet war. Diese dritte Sonate ist ein ganz besonderes Musikdrama. Dem britischen Pianisten Jonathan Plowright gelingt es besonders gut, dieses Drama hörbar zu machen. Dabei überspitzt er weder die Aussage des forsch aufbegehrenden Hauptthemas noch jene des lyrischen Seitenthemas, weil er das Drama nicht von der Nachdenklichkeit trennt, die es etwas temperiert und so den langsamen zweiten Satz sehr gut vorbereitet. Bei Plowright wird er zum verklärten Notturno, weniger erregt vielleicht als bei anderen Interpreten, aber nicht weniger intensiv in seiner Wirkung, weil ihn der Interpret mit abgeklärter Versenkung prägt. Brahms findet so –  fatalistisch – fast zur eigenen Ruhe. Er glaubt die Situation akzeptieren zu können und befreit sich somit selber, um zum folgenden Scherzo aufzubrechen, dessen kunstvoll verarbeitete Rhythmen zeigen, wie sehr doch immer wieder die Gedanken abschweifen, quasi das Intermezzo vorwegnehmend, das als « Rückblick » bezeichnet und als Trauermarsch die endgültigen Schlussfolgerungen zieht. Plowright verdichtet das alles in abgrundtiefer Expressivität. Die völlige Befreiung kommt dann erst im Finale, virtuos und von einer fulminanten Stretta gekrönt.

Als Höhepunkt der Brahmsschen Variationskunst sind die Händel-Variationen ein Stück, in dem jeder gute Pianist sein Talent, die Musik in ihrer Abstraktheit mit Farben und Stimmungen ausdrucksvoll werden zu lassen, voll ausspielen kann. Plowright tut es mit unendlich viel Phantasie und Poesie. Die Schlussfolgerung liegt auf der Hand: Dies ist eine hochkarätige Brahms-CD und man wünscht sich, dass BIS und Plowright mehr davon produzieren.

British pianist Jonathan Plowright insists on the reflective character of Brahms’ Third Sonata, giving it a very profound expression. The Händel Variations are equally well played with much clarity and poetry as well. A superb Brahms recital.

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