Beethoven 32, Vol. 5; Ludwig van Beethoven: Klaviersonaten Nr. 16-18 op. 31/1, op. 31/2 (Der Sturm) & op. 31/3 (La Chasse); Boris Giltburg, Klavier; 1 CD Naxos 9.70311; Aufnahme 2020, Veröffentlichung 11/2020 (69'03) - Rezension von Remy Franck

Der 36-jährige israelische Pianist Boris Giltburg setzt seinen Beethoven-Zyklus mit den Sonaten Nr. 16 bis 18 fort. Mit seinen rhythmischen Besonderheiten und manchmal unvereinbar scheinenden Händen ist das einleitende Allegro von Beethovens 16. Klaviersonate besonders herausfordernd. Es bekommt bei Giltburg einen ganz demonstrativen Charakter. Die Wege führen nicht immer in die Richtung, die man sich vorstellt. Noch kurioser ist das Adagio. Es hat einen beschwipsten Charakter, unentschlossen und unbeholfen, was aber auch Ausdruck von Ironie sein könnte. Giltburg bringt dies ganz besonders ausgeprägt zu Gehör. Der letzte Satz ist da schon klarer und Giltburg spielt ihn virtuos, aber auch mit einer stupenden artikulatorischen Klarheit.

Sehr gelungen finde ich die farbliche Differenzierung und die dynamische Steigerung im ersten Satz der Sturm-Sonate und die so mysteriös und spannend wirkenden Ruhephasen der Rezitative.

Das Adagio gewinnt bei Giltburg nicht jenen heiteren Charakter, den andere Pianisten in diesem Satz ausgemacht haben. Bei Giltburg ist es definitiv die gespannte Ruhe vor dem aufgewühlten Sturm des Finalsatzes.

Die Sonate Nr. 18 ‘Die Jagd’ lebt dann wieder von einer großen Wendigkeit und einem kraftvollen, aber sehr schönen und nuancierten Anschlag, der diesen Beethoven sehr rhetorisch werden lässt.

The 36-year-old Israeli pianist Boris Giltburg continues his Beethoven cycle with sonatas Nos. 16 to 18.
With its rhythmic peculiarities and sometimes seemingly irreconcilable hands, the introductory Allegro of Beethoven’s 16th Sonata is particularly challenging. With Giltburg it gets a very demonstrative character, yet the paths do not always lead in the direction one imagines. Even more curious is the Adagio. It has a tipsy character, indecisive and clumsy, which could also be an expression of irony. Giltburg makes this particularly clear. The last movement is already clearer and Giltburg plays it with virtuosity, but also with a stupendous articulatory clarity.
The colour differentiation and dynamic increase in the first movement of the 17th Sonata and the resulting mysterious calm phases of the recitatives are very exciting.
In Giltburg’s work, the Adagio does not acquire the cheerful character that other pianists have identified in this movement. In Giltburg’s case it is definitely the tense calm before the turbulent storm of the final movement.
The Sonata No. 18 then again lives from a great agility and a powerful, but very beautiful and nuanced touch, which makes this Beethoven very rhetorical.

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