Wolfgang Amadeus Mozart: Klaviertrios Nrn. 1-6, Divertimento B-Dur KV 254 für Klaviertrio; Daniel Barenboim, Klavier, Michael Barenboim, Violine, Kian Soltani, Cello; 2 CDs Deutsche Grammophon 483 7506; Aufnahme 02/2019; Veröffentlichung 09/2019 (149') – Rezension von Uwe Krusch

Diese zweite Gesamtaufnahme der Trios von Mozart mit Daniel Barenboim zeigt, dass ihm diese Musik wichtig ist. Doch auch jeder andere sollte sich von den Qualitäten der Musik anstecken lassen. Ist das erste, früh entstandene Trio noch als Divertimento laut Titel und Stil leichterer Natur, so stellen die fünf späten Werke wegweisende Entwicklungen dar. Das Klavier hat zwar die herrschende Rolle, aber die Streicher haben deutlich an Gewicht und Statur gegenüber dem Tasteninstrument zugelegt und weisen damit in die Zukunft.

Das Generationentrio von Daniel Barenboim, seinem Sohn Michael Barenboim an der Violine und Kian Soltani als Cellist ist trotz einiger Einwände, die noch folgen, eine Klasse für sich. Ihr Vortrag besticht mit hinreißender Spielfreude und einzigartiger Harmonie. Dabei offenbart sich der reiche Erfahrungsschatz des Ensembles. Überzeugend beeindrucken sie mit den für Mozarts Musik charakteristischen Eigenheiten. Sie spielen nuancenreich und perfekt ausbalanciert, so dass ihre Interpretationen einen fein abgestimmten Klangkörper bezeugen. Das Klavier stellt hier die Streicher nicht in den Schatten.

Die Partituren leben wie bei einem Familienmusikabend auf. Das genau ist das Grandiose und auch das, worüber man mal stolpert. Schwerelos perlen die schnellen Sätze, die Mittelsätze der dreiteiligen Kompositionen erklingen dynamisch ausgewogen, werden feinziseliert und zart getupft. Das Klavier mag auch mal süß erscheinen. Und Vater Barenboim lässt es hier und da an der gerade in dieser Besetzung so wichtigen Präzision vermissen. Wo man sich unsicher ist und etwas vermisst, ist bis zu einem gewissen Grad die Wärme. Dass es diesen Dreien ein Bedürfnis hört man, aber auch wieder nicht. Das Herz mag nicht durchscheinen, dafür fehlen mitunter Farbe und Ausdruckskraft. Der heitere Geist der Werke lächelt leise.

So hat diese Aufnahme etwas von Probe und Improvisation, was sie persönlich und nicht perfekt macht, gleichzeitig aber auch in gewisser Hinsicht kostbar.

The second complete recording of Mozart’s trios with Daniel Barenboim shows that this music is important to him, but everyone else should also be inspired. While the first, early trio is still a Divertimento, the five late works contain ground-breaking developments. The piano still has the dominant role, but the strings have clearly increased in weight and stature.
The trio with Daniel Barenboim, his son Michael Barenboim and Kian Soltani is, despite some restrictions, a class of its own. Her performance shows both a captivating joy of playing and a unique harmony.
The scores come to life like during an evening of family music. That’s exactly what is impressive and also what you might stumble over. The fast movements are weightless, the middle movements of the three-part compositions sound dynamically balanced and delicately spotted. Yet the pianist’s paying lacks precision here and there, and to a certain degree there is also a lack of warmth. The three artists are certainly united by the same chamber-musical spirit but this recording has something of a rehearsal, which makes it personal and imperfect but nevertheless also valuable.

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