Johannes Brahms: Balladen op. 10; Franz Liszt: Ballade Nr. 2; Frédéric Chopin: 4 Impromptus; Albena Petrovic-Vratchanska: Crystal Dream; Zala Kravos, Klavier; 1 SACD Ars Produktion 38 753; Aufnahme 06/2017, Veröffentlichung 01/2018 (58') – Rezension von Remy Franck

Die heute 15-jährige slowenische Pianistin Zala Kravos war 14, als sie dieses Album aufnahm. Und wenn hier und da in ihrem Spiel noch einiges unfertig wirkt, nicht vollkommen ausgewogen, so hat das Technische unbedingt zurückzustehen hinter dem Interpretatorischen, hinter der evidenten Musikalität, die aus diesem Musizieren spricht und absolut Aufmerksamkeit erheischt.

Maria Joao Pires hat die junge Pianistin nicht ohne Grund als eines der größten Talente bezeichnet, das sie je getroffen habe. Es ist nicht schwer zu verstehen, warum Pires das sagte, wenn man selber von der Poesie ergriffen wird, mit der Zala Kravos die Brahms-Balladen sehr persönlich spielt. Nicht am Dämonischen und an der Dramatik ist die junge Pianistin in der Edward-Ballade interessiert, sondern am Reflektiven, an der Trauer, und das Vatermord-Geständnis wird so zur Niederlage.

Auch in der zweiten und in der dritten Ballade ist es eher der lyrische Gesang, der dominiert, und nicht die Rhythmik. Sehr schön und kantabel wird auch die vierte Ballade musiziert.

Ob nun Liszts Zweite Ballade von Gottfried August Bürgers Gedicht ‘Lenore’ inspiriert wurde oder von ‘Orpheus und Eurydike’, wie manchmal behauptet wird, Zala Kravos bringt die dramatischer Abläufe ebenso virtuos zum Ausdruck wie sie die lyrischen Teile schön aussingt.

Am sichersten bewegt sich die Pianistin letztlich in den Impromptus von Frédéric Chopin, die wohl ihrem Temperament am ehesten entsprechen. Sie spielt sehr flüssig, mit angenehmem und feinem Anschlag, der zwar die Poesie der Werke schön zum Ausdruck bringt, aber nie sentimental wird. Es sind wirklich sehr schöne, natürlich wirkende Interpretationen.

Das letzte Werk, ‘Crystal Dream’ der luxemburgisch-bulgarischen Komponistin Albena Petrovich liegt der Pianistin, wie sie selber sagt, « ganz besonders nah. Albena schrieb es für mich, als ich elf Jahre alt war, mit der Absicht, mich mit einem moderneren Stil vertraut zu machen. » Zala Kravos spielt das Werk sehr engagiert und stimmungsvoll.

Die Tonaufnahme von Ars Produktion ist wunderbar natürlich und ausgewogen, im Stereo- so gut wie im Surround-Klang. Der perfekt gestimmte Steinway klingt außerdem in allen Registern absolut rein und ausgeglichen.

Musically stunning performances by a 14-year-old pianist. It’s not surprising that Zala Kravos’s teacher Maria Joao Pires called her one of the greatest talents she ever met. The recorded sound is excellent as is the Steinway on which Zala plays.

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