B. Britten: The Rape of Lucretia, op. 37; Angelika Kirchschlager (Lucretia), Peter Coleman-Wright (Tarquinius), Ian Bostridge (Male Chorus), Susan Gritton (Female Chorus), Christopher Purves (Collatinus), Benjamin Russell (Junius), Claire Booth (Lucia), Hilary Summers (Bianca), Aldeburgh Festival Ensemble, Oliver Knussen; 2 CDs Virgin Classics 50999 60267221; 2013 (105'33) - Rezension von Guy Wagner

Für diese Kammeroper, die psychologisch wohl tiefschürfendste, die Benjamin Britten komponiert hat, gab es seit der Uraufführung in Glyndebourne 1946 eine Referenzeinspielung, nämlich die mit dem Komponisten am Pult, mit der einzigartigen Janet Baker, mit Peter Pears, Heather Harper u. a. m. Die neue Einspielung, die im Rahmen des von Britten gegründeten Aldeburgh Festivals 2011 unter dem Dirigat von Oliver Knussen live aufgenommen wurde, steht der legendären von 1946 in nichts nach und hat zudem noch den Vorteil, dass sie auch zeigt, wie sich die Aufnahmetechnik in fast 70 Jahren perfektioniert hat. Knussen dirigiert das meisterliche Aldeburgh Festival Ensemble souverän, legt auf überzeugende Manier die Subtilität, das Raffinement, den Farbenreichtum und die schiere Schönheit der Musik Brittens bloß, dessen 100. Geburtstag die Musikwelt dieses Jahr begeht. Er gestaltet die Partitur mit einer Intensität, Dramatik, ja Aggressivität, dass jede Note sozusagen unter die Haut geht.

Tadellos sind die Mitwirkenden. Ian Bostridge und Susan Gritton als ‘The Male and Female Chorus’ haben eine seltene Überzeugungskraft und geben einem jedem der gesungenen Worte seinen Wert, Angelika Kirschlager mag vielleicht für diesen oder jenen zu ‘süßlich’ erscheinen, ihr Gesang aber berührt das Innerste des Hörers. Christopher Purves als Collatinus und Peter Coleman-Wright als Tarquinius sind bemerkenswert, und auch die Nebenrollen sind ausgezeichnet besetzt: Somit ist die Homogenität dieser Darbietung eine weitere Trumpfkarte dieser Produktion, die zu den bemerkenswertesten Ehrungen des Jubilars Britten gezählt werden muss. GW

This is not only one of the best performances of Britten’s ‘The Rape of Lucretia’, it is one of the most remarkable releases in homage of the composer at the occasion of his 100th birthday.

 

 

 

 

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