Giuseppe Tartini: Violinkonzerte D 56, 96, 45, 44 + Violinkonzert G-Dur; Chouchane Siranossian, Violine, Venice Baroque Orchestra, Andrea Marcon; 1 CD Alpha 596; Aufnahme 09/2019, Veröffentlichung 06/03/2020 (79'22) - Rezension von Remy Franck

Der italienische Komponist und Geiger Giuseppe Tartini (1692-1770) komponierte über 130 Violinkonzerte, die sich durch vielseitige musikalische Ideen auszeichnen, mit raffinierten dramatischen Feinheiten und expressiven Nuancen. Sie sind sehr melodiös, von großer Schönheit und versprühen genauso viel Charme.

Die französisch-armenische Geigerin Chouchane Siranossian hat zum 250. Todesstag von Tartini zusammen mit dem Venice Baroque Orchestra unter Andrea Marcon fünf Konzerte aufgenommen, darunter eines in G-Dur, das erst rezent wiederentdeckt und hier zum ersten Mal aufgenommen wurde.

Die Liebe und Bewunderung für die Musik Tartinis hört man diesen Einspielungen an. Nicht nur in den langsamen Sätzen gelingen der Solistin wie auch dem Ensemble berückende Momente. Chouchane Siranossians Spiel zeichnet sich durch große Natürlichkeit aus – eine Eigenschaft, die bei modernen Barockgeigern sehr selten geworden ist -, ohne dass das je in Beiläufigkeit ausarten würde. Eine wichtige Charakteristik ist die feine Ausgestaltung der Konzerte, die filigrane Beweglichkeit sowohl der Sologeige wie auch des Ensembles.

Andrea Marcon hat vor einigen Jahren schon Tartini-Konzerte mit Giuliano Carmignola für Archiv Produktion aufgenommen. In dieser neuen Produktion klingt sein Ensemble noch freier, noch geschmeidiger und inspirierter.

Als Hörer fühlt man sich das ganze Programm über wohl: Die Tartini-Konzerte sind bei Chouchane Siranossian bestens aufgenommen, und man kann deutlich hören, dass die mit technischen Schwierigkeiten gespickte Musik ihr geigerisch keine Mühe bereitet. Die Interpretationen strahlen in der Brillanz des Virtuosen sehr fantasievoll, oft bewegend zärtlich, aber auch melancholisch, schelmisch oder voller Ironie in einem sehr inspirierten und persönlichen Gestalten, das sich vom barocken Mainstream deutlich abhebt, weil nie Fetzigkeit oder pures Design angestrebt wird, und Siranossian und Marcon sich in erster Linie darauf konzentrieren, die Musik ausdrucksvoll werden zu lassen.

Zwischen beglückt-verzücktem Schwärmen und in den Bauch gehendem Atemanhalten verbringt der Hörer mit dieser Alpha-CD 80 Minuten reinsten Hörvergnügens. Der Magie dieses musikalischen Schwebens kann man sich nicht entziehen.

The Italian composer and violinist Giuseppe Tartini (1692-1770) composed more than 130 violin concertos, which are characterized by versatile musical ideas, with refined dramatic subtleties and expressive nuances. They are very melodious, of great beauty and exude just as much charm.
The French-Armenian violinist Chouchane Siranossian has recorded five concertos together with the Venice Baroque Orchestra under Andrea Marcon, including one in G major, which was only recently rediscovered and recorded here for the first time.
The love and admiration for Tartini’s music is obvious in these captivating performances. Chouchane Siranossian’s playing is characterized by great naturalness – a quality that has become very rare among modern baroque violinists – without ever degenerating into casualness. An important characteristic is the fine shaping of the concertos, the delicate agility of both the solo violin and the ensemble.
Andrea Marcon recorded Tartini concertos with Giuliano Carmignola for Archiv Produktion a few years ago. In this new production his ensemble’s playing is even freer, more supple and inspired.
As a listener, you feel comfortable throughout the entire program: the Tartini concertos are extremely well served by Chouchane Siranossian, and you can clearly hear that the technically challenging music does not cause her any difficulties. The performances are brilliant and virtuoso, often movingly tender, but also melancholic, mischievous or full of irony in a very inspired and personal style, which clearly stands out from the baroque mainstream, because there is nothing wild in these performances, nor pure design, because Siranossian and Marcon concentrate primarily on making the music expressive.
So, with this Alpha CD, the listener spends 80 very pleasant minutes.

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