Ludwig van Beethoven: Cellosonaten Nrn. 1-5 + Variationen über See the conque'ring hero comes aus Händels Judas Maccabaeus + Variationen über Bei Männern, welche Liebe fühlen aus Mozarts Die Zauberflöte + Variationen über Ein Mädchen oder Weibchen aus Mozarts Die Zauberflöte; Marco Testori, Cello, Costantino Mastroprimiano, Hammerklavier; 2 CDs Brilliant Classics 96174; Aufnahmen 06/2018 & 01/2019; Veröffentlichung 09/10/2020 (179') – Rezension von Uwe Krusch

Im Frühsommer wurden zwei Aufnahmen der Cellosonaten von Beethoven veröffentlicht. Beide Zyklen haben auf heutigen Instrumentarium vollauf überzeugt. Und nun kommt noch eine hörenswerte Sammlung. Das Besondere an dieser Zusammenstellung sind die Instrumente. Ein Cello von 1820 wird von Marco Testori gespielt. Dieser hat nach dem Studium des modernen Cellos seinen Schwerpunkt an der Schola Cantorum Basiliensis mit dem Studium der alten Musik neu ausgerichtet. Danach hat er zehn Jahre im Ensemble Il Giardino Armonico als Stimmführer agiert. An seiner Seite hat er zum wiederholten Male den Pianisten Constantino Mastroprimiano, der hier Fortepianos wie zu Beethovens Zeiten spielt. Zu den jeweiligen Opus-Zahlen der Kompositionen hat er je ein Hammerklavier gewählt, das den Entstehungsjahren der Werke zugeordnet werden kann. Vereinfacht gesagt klingen sie härter, prägnanter, aber auch farbenreicher als heutige Klaviere. Doch sie sind auch nicht so virtuos, kräftig und brillant wie der moderne Flügel. Insofern liefert diese Einspielung einen gänzlich anderen Höreindruck, obwohl es sich um dieselben Kompositionen handelt.

Testori und Mastroprimiano agieren in völliger klanglicher Gleichberechtigung. Bei ihnen wird die Musik agil und lebensbejahend interpretiert. Harte und markante Akzente werden auf wenige Stellen beschränkt. Ansonsten fließt die Musik farbig und abwechslungsreich. Ihr werden aber auch in den langsamen Sätzen die Zeiten ruhiger Entfaltung mit der Liebe zum Detail gegönnt, der diese bedürfen. Durch die unterschiedlichen Hammerklaviere werden nochmals gestalterische Nuancen erreicht, die eine weitere Diversifizierung erhörbar machen. Neben handwerklichem Können überzeugen beide Musiker mit einem immer natürlich wirkenden Klang. Ihr erprobtes Zusammenspiel lebt von einem sich zwanglos ergänzenden Miteinander, das auch auf kleinste Aktionen des anderen reagiert. Beide Komponenten, das historische Instrumentarium und das im besten Sinne eingespielte Duo gestalten die Sonaten mit stringentem Aufbau und lebendiger Gestaltung, die gefällt. Die drei Variationszyklen stehen in der Interpretation den Sonaten in nichts nach, so dass diese Einspielung als rundum gelungen zu bezeichnen ist.

The special thing about this collection are the instruments. Marco Testori uses a cello from 1820. After studying the modern cello, Testori reoriented his focus at the Schola Cantorum Basiliensis with the study of early music. He then spent ten years in the ensemble Il Giardino Armonico as principal. At his side he has once again the pianist Constantino Mastroprimiano, who plays fortepianos from Beethoven’s time. For each of the opus numbers of the compositions, he has chosen a fortepiano that can be assigned to the years in which the works were written. Put simply, they sound harder, more concise, but also more colourful than today’s pianos. But they are also not as virtuosic, powerful and brilliant as the modern grand piano. In this respect, this recording provides a completely different listening impression, although they are the same compositions.
Testori and Mastroprimiano act in complete tonal equality. Their interpretation of the music is agile and vital. Hard and striking accents are limited to a few passages. Otherwise the music is colourful and varied. Even in the slow movements the music is allowed to unfold calmly, with a lot of attention to details. The different fortepianos provide additional nuances. In addition to their technical skills, both musicians convince with a sound that always is natural. Their tried and tested interplay thrives on a casually complementary cooperation that reacts to even the smallest actions of the other. The performances of the three variation cycles are in no way inferior to the sonatas, so that this recording can be described as an all-round success.

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