Ludwig van Beethoven: Gellert-Lieder op. 48 + Resignation WoO 149 + An die Hoffnung op. 32 + Lied aus der Ferne WoO 137 + Mailied op. 52 Nr. 4 + Der Liebende WoO 139 + Klage WoO 113 + An die Hoffnung op. 94 + Adelaide op. 46 + Wonne der Wehmut op. 83 Nr. 1 + Das Liedchen von der Ruhe op. 52 Nr. 3 + An die Geliebte WoO 140 (2. Version) + An die ferne Geliebte op. 98; Matthias Goerne, Bariton, Jan Lisiecki, Klavier; 1 CD Deutsche Grammophon 4838361; Aufnahme 07/2019, Veröffentlichung 20/03/2020 (69'13) - Rezension von Remy Franck

Für sein Programm mit Beethoven-Liedern hat sich Matthias Goerne nicht mit seinen üblichen Partnern Eschenbach, Hinterhäuser oder Deutsch zusammengetan, sondern mit dem jungen Kanadier Jan Lisiecki, dessen phantasievolles, feinfühliges Spiel ab dem ersten Track Aufmerksamkeit erheischt.

Goerne singt, wie man es von ihm erwarten durfte. Vielleicht ist die Stimme nicht mehr ganz so weich und ausgeglichen wie früher, zeigt auch leichte Schäden an den Extremitäten, aber die Kunst der Wortfärbung ist immer noch beachtlich. Die Artikulation lässt freilich zu wünschen übrig. Vergleiche mit Fischer-Dieskau oder Tenören wie Schreier und Wunderlich fallen nicht zugunsten von Goerne aus. Mit seiner wandlungsfähigen, weit gestreckten Stimme gelingen ihm wohl einige charaktervolle Darstellungen, vor allem in den reflektiven, dunkler gefärbten Liedern. Aber in Adelaide stiehlt Lisiecki dem Sänger die Show, und man hört gerne hinter den wenig differenzierenden Gesang. Recht gut ist Goerne in An die ferne Geliebte, ein Zyklus, den er mit Brendel ganz vorzüglich aufgenommen hat.

Aber, unter dem Strich bleibt eben von diesem Recital vor allem die Erkenntnis, dass mit Jan Lisiecki jetzt ein vorzüglicher Liedbegleiter zur Verfügung steht.

For his programme with songs by Beethoven, Matthias Goerne did not team up with his usual partners Eschenbach, Hinterhäuser or Deutsch, but with the young Canadian Jan Lisiecki, whose imaginative, sensitive playing amazes from the very first track on.
Goerne’s singing is like expected. Perhaps the voice is not quite as soft and balanced as it used to be, it shows slight damage to the extremities, but the art of colouring words is still remarkable. The articulation certainly leaves a lot to be desired. Comparisons with Fischer-Dieskau or tenors like Schreier and Wunderlich do not turn out in Goerne’s favour. With his versatile, broadly stretched voice he nevertheless succeeds in some characterful interpretations, especially in the reflective, darker coloured songs. In Adelaide, Lisiecki clearly steals the show from the singer. Goerne is quite good in An die ferne Geliebte, a cycle which he recorded with already with Alfred Brendel.
At the end, however, the major conclusion is that Jan Lisiecki successfully revealed his talent as accompanist.

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