Ludwig van Beethoven: Sämtliche Klavierkonzerte; Hannes Minnaar, Klavier, The Netherlands Symphony Orchestra, Jan Willem de Vriend; 3 SACDs Challenge Classics CC72763; Aufnahmen 05/2014, 02/2015 & 09/2016, Veröffentlichung 08/2017 (64’59, 34’40, 70’19) – Rezension von Alain Steffen

Nun liegt sie also komplett vor, die wohl beste und aufregendste Einspielung der fünf Klavierkonzerte von Ludwig van Beethoven der letzten Jahre, ja vielleicht sogar Jahrzehnte. Eines vorweg: diese Interpretationen treffen sicherlich nicht jeden Geschmack. Für die historisch Informierten sind sie vielleicht zu heißblütig, für die Romantiker zu modern und für die Modernen wiederum zu klassisch. Wir sehen es positiv. Hannes Minnaar schert sich um keine gängigen Klischees, er will keiner festgelegten Linie folgen, sondern nur dem Freiheitsgedanken Beethovens. Auf genialste Weise stattet er seinen Beethoven mit harten Akzenten aus, verführt in den langsamen Sätzen mit einem wunderschönen Legato, bleibt immer musikantisch und verbindet so nahtlos Modernität mit historischen Gedanken. Das ergibt einen süffigen Musikcocktail, der dem Hörer ein berauschendes Erlebnis bietet.

Aber was wäre diese Gesamteinspielung ohne das phänomenale Dirigat von Jan Willem de Vriend, dessen Gesamteinspielung der Beethoven-Symphonien zum Besten gehört, was auf Tonträger zu kriegen ist? Und mit dem gleichen Orchester, dem ‘Netherlands Symphony Orchestra’ aus Enschede gelingt de Vriend eine absolut fantastische Begleitung, die natürlich über diesen Begriff hinausgeht und die in allen Punkten eigenständig für sich steht. Die tolle Aufnahmequalität verdient ein Sonderlob, so dass nun nach Kempff/van Kempen, Barenboim/Klemperer, Brendel/Levine und Eschenbach/Weissenberg/Karajan eine weitere Referenzaufnahme in höchster musikalischer Qualität vorliegt.

Choosing his own musically very rich way, Hannes Minnaar is very well supported by Jan Willem de Vriend, and both sign an unconventionally personal account of Beethoven’s Piano Concertos, the first reference recording of this cycle in the 21st Century.

Just to explain the name of the orchestra: The Netherlands Symphony Orchestra from Enschede was previously called in Dutch Orkest van het Oosten, but in October 2011 changed its Dutch name to align with the English name into Nederlands Symfonieorkest. Due to objections from the Amsterdam-based Netherlands Philharmonic Orchestra, the Enschede orchestra had to change its name again, and is since 2014 called HET Symfonieorkest (THE Symphony orchestra). Internationally it keeps employing the name Netherlands Symphony Orchestra.

 

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