Der Kursaal im Grand Resort Bad Ragaz

Mit einem brillanten Konzert im Bernhard-Simon-Saal des ‘Grand Resort’ im schweizerischen Bad Ragaz wurde gestern das diesjährige ‘Next Generation Festival’ unter dem neuen Namen ‘VP Bank Classic Festival’ eröffnet. Remy Franck berichtet.

Das hätte Mozart gefallen: Schon in der orchestralen Einleitung des 20. Klavierkonzerts KV 466 (hier in der Czerny-Fassung für Streicher und Klavier) inszenierten Konzertmeisterin Chouchane Siranossian und ihre Musiker so viel Drama, so viel Affekt und zeigten so viel Temperament, dass sich der Pianist, der 22-jährige Usbeke Nuron Mukumi, nur einhängen musste, um mit dem Ensemble zusammen eine unglaubliche Zugkraft zu entwickeln, die auch den Zuhörer in den Strom der Musik riss.

Nuron Mukumi
(c) Andreas Diomjanic

Auch die Romanze brachte eine besonders starke Gefühlsgebärde zum Ausdruck und offenbarte ein Zusammenspiel, das man am besten wohl mit den Gesprächen und Dialogen bei einem griechischen Symposion vergleichen kann: musikalische Unterhaltung auf hohem Niveau, wo einer mit dem anderen spricht und kommuniziert und dem Publikum ein faszinierendes Bild einer geistigen Causerie bietet. Die souveräne Interaktion im Ensemble ‘Esperanza’ ist eines der prägenden Merkmale dieser jungen Truppe.

In dieses Gespräch eingebunden war die Unmittelbarkeit des Klavierklangs, weil der Pianist der linken Hand die richtige Bedeutung zumaß und Mozarts Notenmaterial in einer großen Fülle und Klarheit darstellte.

Der dritte Satz kam aufgewühlt daher, mit federndem Streicherklang, in den sich das virtuose, extrem klare und fein differenzierte Spiel des Solisten einfügte, der in dem ganzen Symposion aber auch mit eigenen Reden, nämlich den Beethoven-Kadenzen für KV 466 ein stupendes Beispiel ausgereiften Musizierens lieferte. Der 1996 in Tashkent geborene Mukumi vereint eine großartige musikalische Tiefe mit einer phänomenalen Technik, die er in seiner Zugabe, der Volodos-Bearbeitung von Mozarts ‘Türkischem Marsch’ auf einen verblüffenden Höhepunkt brachte.

Danach spielte der junge chinesische Geiger Jeff Yunzhe Wu den höllisch schwierigen Solopart in Daniel Schnyders ‘Mozart in China’ für Violine und Streichorchester. Es ist dies ein Showstück mit zwei jazzigen Ecksätzen und einem mysteriösen, elegischen Mittelsatz, aufgebaut auf der soliden Grundlage der Wiener Klassik in Verbindung mit der Virtuosität, wie sie auf chinesischen Streichinstrumenten, vor allem der Erhu erreicht wird.

Esperanza & Jeff Yunzhe Wu
(c) Andreas Domjanc

Jeff Yunzhe Wu, übrigens ein Ensemblemitglied von ‘Esperanza’, hatte trotz aller virtuosen Vorzüge interpretatorisch mehr zu bieten als äußerliche Effekte. Das merkte man besonders im Mittelsatz des Konzerts, wo es sehr auf die Gestaltung der Musik ankommt. Eine tolle Leistung des jungen Geigers!

Mit zwei kurzen Popbearbeitungen von Daniel Schnyder ging ein Konzert zu Ende, in dem das Ensemble ‘Esperanza’ einmal mehr sein hohes spieltechnisches Niveau, seine musikalische Begeisterung und seine Flexibilität unter Beweis stellte.

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