Die jungen Next Generation-Musiker des VP Bank Classic Festivals hatten gestern Außendienst und spielten im Klinikum Valens sowie in der Evangelischen Kirche in Bad Ragaz. Remy Franck war dabei.

Im Klinikum Valens, einem Rehabilitationszentrum hoch in den Bergen, spielte Clara Shen, von Polina Sasko am Klavier begleitet, erneut Tchaikovskys Valse-Scherzo und Pablo de Sarasates Caprice Basque. Verglichen mit ihren Interpretationen am Tag zuvor war die 14-jährige Geigerin hier sehr entspannt, und ihr technisch brillantes Spiel war frei und charismatisch, so die Herzen des Publikums erfreuend.

Der 16-jährige deutsche Cellist Philipp Schupelius, Gewinner des Discovery Award der International Classical Music Awards (ICMA), maß sich noch einmal an der herausfordernden Transkription des Schubertschen Erlkönigs für Solocello von Bernhard Cossmann, und das gelang ihm ganz hervorragend. Wunderbar entspannt wurden dann von ihm und Polina Sasko Ludwig van Beethovens Variationen über ‘Bei Männern, welche Liebe fühlen’ aus Mozarts Zauberflöte gespielt, raffiniert und ausdrucksvoll.

Musik im Klinikum Valens
(c) Andreas Domjanic

Der erste Satz aus Ludwig van Beethovens Klaviertrio op. 1/3 wurde von Arsen Dalibaltayan, Clara Shen und Philipp Schupelius wie am Vortag sehr stilvoll interpretiert, nur dass die Musik diesmal noch gelöster und freier wirkte und zu einem wunderbar kantablen Glücksgesang wurde, mit kurzen Eintrübungen und dramatischen Energieeinschüben. Das Rondo aus Haydns Trio op. 82/2 beendete das Programm, an dem die Patienten der Klinik sichtbar viel Freude hatten. Die Interpretation der drei jungen Musiker war inspiriert, humorvoll, spielerisch und tänzerisch bestens ausgewogen, in gestalterischer Hinsicht perfekt und spieltechnisch höchst beeindruckend.

Das Abendprogramm hatte Artist in Residence Christoph Heesch gestaltet, und der begann es auch mit Ernest Blochs Prayer aus Jewish Life für Violoncello und Streichquartett, zusammen mit den Violinistinnen Sara Domjanic und Dorothea Stepp sowie Isidora Timotijevic, Viola, und Anton Spronk am Cello. Sie lieferten davon eine einfühlsame, emphatische Interpretation, in der Christoph Heesch mit seinem lyrischen Spiel für einen bewegend spirituellen Einstieg ins Programm sorgte.

Ludwig van Beethovens Trio in C-Dur, op. 87, im Arrangement für drei Violoncelli von August Christian Prell mit Heesch, Spronk und Moritz Huemer ist wohl kein vollwertiger Ersatz für das Original, wurde aber hier eloquent dargeboten, mit einem ganz schön lyrischen Adagio cantabile und einem energischen, burschikosen Presto, in dem man dann die Farben der Bläser nicht mehr allzu sehr vermisste (Im Original ist dieses Trio ja für zwei Oboen und Englischhorn geschrieben).

Sara Domjanic, Dorothea Stepp, Isidora Timotijevic, Anton Spronk & Christoph Heesch
(c) Andreas Domjanic

Sara Domjanic, Dorothea Stepp, Isidora Timotijevic, Anton Spronk und Christoph Heesch interpretierten dann Franz Schuberts Streichquintett in C-Dur, op. 163, entstanden zwei Monate vor Schuberts Tod. Von diesem Quintett gaben die fünf Musiker eine tiefschürfende Interpretation. Spielfreude, Engagement und vor allem innere Anteilnahme zeichneten die Deutung eines Quintetts aus, das eine der unfassbarsten Kompositionen Schuberts überhaupt ist.

Die Musiker um Christoph Heesch spielten überwältigend: Die Intensität ihres Spiels und die Kunst, die fünf Instrumente in quasi symphonischem Klang präsent werden zu lassen, waren überragend.

Am stärksten wirkt das Adagio, in einem Schwebezustand jenseits allen Zeitbewusstseins und allen Schmerzes. Hier ließen uns die Musiker hinabschauen in die tiefsten Tiefen und hinaufblicken auf höchste Höhen. Es war gewissermaßen ein musikalisches Bild von Sterben, vehementem Aufbäumen im Fieberwahn, Agonie, Tod und Verklärung. Ausdrucksstark war auch das Trio des ansonsten so impulsiven Scherzos. Im finalen Allegretto wurden die wienerischen Effekte nicht überbetont, es ging den Musikern eher darum, die Kontraste herauszuarbeiten und die Drohung des pochenden Todes deutlich werden zu lasen. Eine großartige und erlebnisreiche Interpretation, die das Publikum rechtens zu Jubel hinriss!

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