Ensemble Esperanza
(c) Andreas Domjanic

Telemanns Musik wurde lange Zeit als fade, wenn nicht gar langweilig bezeichnet. Das lag an den Interpreten. Wie spannend und lebhaft seine Musik sein kann, das zeigte das Ensemble ‘Esperanza’ in einem Barockkonzert beim ‘VP Bank Classic Festival’ im ausverkauften Bernhard-Simon-Saal des ‘Grand Resort’ im schweizerischen Bad Ragaz. Remy Franck schildert seine Eindrücke.

Mit Georg Philipp Telemanns ‘Don-Quichotte-Suite’ begann das Konzert, und das von Konzertmeisterin Chouchane Siranossian beflügelte ‘Esperanza’ zeichnete ein sehr pointenreiches Bild dieser Suite, die sehr klangmalerisch und effektvoll geriet. Don Quichottes dramatischer Kampf mit den Windmühlen, sein liebevolles Verlangen nach der Prinzessin Dulcinea, die Abenteuer von Sancho Panza und die Eskapaden der Rosinante sowie des Esels von Sancho wurden sehr unmittelbar in ihrer Klangwirkung.

Esperanza & Charlotte Spruit
(c) Andreas Domjanic

Danach spielten ‘Esperanza’ und die junge niederländische Geigerin Charlotte Spruit mit der wendigen, ausbalancierten Souveränität echter Kenner der Materie Johann Sebastian Bachs Violinkonzert BWV 1042. Tänzerische Ecksätze und ein singendes Adagio dürften jeden Hörer zufriedengestellt haben.

ICMA-Präsident Remy Franck stellt den Fagottisten Matko Smolcic, ‘Young Artist of the Year’ der ICMA, vor (c)Andreas Domjanic

Der kroatische Fagottist Matko Smolcic, ‘Young Artist of the Year’ der ‘International Classical Music Awards’ (ICMA) war in Antonio Vivaldis Fagottkonzert RV 484 zu hören. Musizierfreude, Ausstrahlung,und technisches Können vereinen sich optimal bei diesem jungen Musiker. Mit seinem fulminanten, unglaublich variantenreichen, warmen und sprechenden Klang sorgte er für Momente echten Klangsegens.

Matko Smolcic
(c) Andreas Domjanic

Die aus als ‘Wassermusik’ bekannte Ouvertüre ‘Hamburger Ebb und Flut’ ist eines der am häufigsten gespielten Werke Telemanns und zeigt in unnachahmlicher Weise die klangliche Kreativität, die feinsinnige Suggestionskraft und den rhetorischen Witz des Komponisten.

Von der schlafenden und dann erwachenden Thetis über den verliebten Neptun, die spielenden Najaden, den stürmende Aeolus bis zum abschließenden ‘Die lustigen Bootsleute’ gelang Esperanza eine mitreißende Darstellung dieses Werks.

Ensemble Esperanza
(c) Andreas Domjanic

Kohärent und ausgesprochen schön der Streicherklang, verspielt und rhetorisch die Bläser, spritzig und impulsiv die Dynamik: jeder Takt quoll über vor fantasievoller Ausdruckskraft.

Das junge Ensemble zog alle Register seiner bekannten Kunst und musizierte mit einer Sachkundigkeit und Selbstverständlichkeit, die keinen Wunsch offenließ.

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