Johann Sebastian Bach: Matthäus-Passion BWV 244 (in der Bearbeitung von Felix Mendelssohn Bartholdy); Bach Choir of Bethlehem, Bach Festival Orchestra, Clara Rottsolk, Luthien Brackett, Dann Coakwell, Isaiah Bell, William Sharp, Enrico Lagasca, Christopher Jackson; # Analekta AN 953; Aufnahme 11.2023, Veröffentlichung 22.03.2024 (125’23) - Rezension von Guy Engels

« Es müssen ein Komödiant und ein Judenjunge sein, die den Leuten die größte christliche Musik wiederbringen“, erinnert sich der Schauspieler Eduard Devrient, der wesentlichen Anteil an der Neu-Aufführung von Bachs Matthäus-Passion durch seinen Freund Felix Mendelssohn Bartholdy hatte. Es war ohne Zweifel das nachhaltigste Ereignis, das die Musikgeschichte bis heute erlebt hat. Jener Bach, der kurz nach seinem Tod quasi vergessen war, wird seit diesem Jahr 1829 als der Größte unter den Komponisten gefeiert.

Mendelssohn hat die Matthäus-Passion für eine Aufführung in Leipzig 1841 noch einmal bearbeitet. Diese Fassung hat nun der Bach Choir of Bethlehem in einem Live-Mitschnitt eingespielt.

Obwohl der Klang üppiger ist, atmet auch diese romantische Bearbeitung den Geist Bachs. Dem trägt Dirigent Christopher Jackson weitgehend Rechnung und lässt sein Instrumentalensemble ungekünstelt, beweglich musizieren. Diese Leichtigkeit findet sich jedoch nicht unbedingt in den Solo- und Chorsätzen – besonders im ersten Teil. Bis zur Verhaftung Jesu ist diese Interpretation seltsam neutral, ohne innere Kraft. Es wird oft von Zittern, Zagen, von Trauer und Schmerz gesungen – meist allerdings aus einer eher beobachtenden Distanz.

Eine Passion ist Erzählung in Musik, die es dann im zweiten Teil gibt, wo eine Geschichte erlebt wird mit vielen wunderbaren Choralsätzen und bewegenden Arien, wie etwa das hinreißende Sopran-Solo ‘Erbarme dich…’.

Und so klingt dann auch der ergreifende Schlusssatz ‘Wir setzen uns mit Tränen nieder’ lobenswerterweise noch eine Zeit lang nach und erinnert uns an die Größe dieses Werkes und seine glückliche Wiederentdeckung.

« It must have been a comedian and a Jewish boy who brought the greatest Christian music back to the people, » recalls actor Eduard Devrient, who played a major role in his friend Felix Mendelssohn Bartholdy’s new performance of Bach’s St. Matthew Passion. It was undoubtedly the most lasting event in the history of music. Bach, who was virtually forgotten shortly after his death, has been celebrated as the greatest composer since 1829.

Mendelssohn reworked the St. Matthew Passion for a performance in Leipzig in 1841. This version has now been recorded live by the Bach Choir of Bethlehem.

Although the sound is more opulent, this romantic arrangement still breathes the spirit of Bach. Conductor Christopher Jackson takes this into account and allows his instrumental ensemble to play in an unaffected, agile manner. However, this lightness is not necessarily found in the solo and choral movements – especially in the first part. Until the arrest of Jesus, this interpretation is strangely neutral, without inner force. It is often sung with trembling, anxiety, sorrow and pain – but mostly from a rather observant distance.

A Passion is a narrative in music, which is then given in the second part, where a story is experienced with many wonderful choral movements and moving arias, such as the enchanting soprano solo « Erbarme dich… ».And so the poignant final movement, « Wir setzen uns mit Tränen nieder » (We sit down with tears), lingers commendably for some time, reminding us of the greatness of this work and its fortunate rediscovery.

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