Johann Sebastian Bach: Brandenburgische Konzerte Nr.1-6; Concerto Köln; 2 CDs Berlin Classics 0300593BC; 6/13 + 4/14 (138') – Rezension von Remy Franck

Verbissen kämpfen die Musiker von ‘Concerto Köln’ um einen ‘neuen’ Sound für die ‘Brandenburgischen Konzerte’. Man spürt förmlich ihre unerbittliche Entschlossenheit, die Musik neu zu beleuchten, und wenn der Pressetext von « neuem Glanz » spricht, in dem die Konzerte hier erklingen sollen, so ist dies eine falsche Bezeichnung, denn um Glanz geht es nicht. Es geht um Klangfülle, um eine Transparenz, die auch den dunklen und tiefen Tönen zu ihrem Recht verhilft. Das Ensemble spielt dezidiert und mit demselben Engagement, das in ‘Ratatouille’ die Ratten um Rémy zeigen, wenn sie die komplette Küchenmannschaft ersetzen und leckere Menüs für die wartenden Gäste kochen. Busy, busy!

Zum nach unten vollen Klangbild trägt der tiefe Kammerton a1 = 392 Hz viel bei. Die Wahl dieser Stimmung ist eine der vielen Besonderheiten dieser Interpretationen, und wie weit die Überlegungen gingen, zeigt auch der Umstand, dass man für das von Bach geforderte ‘Flauti d’Echo’ nach alten Zeichnungen eigens eine Doppelflöte entwickeln ließ, die diesen gewünschten Echo-Effekt erzeugt. Damit ist ‘Concerto Köln’ das erste Orchester, das im vierten Konzert solche Echoflöten verwendet. Auch der Einsatz von Cembalo und Violone, Nachbauten von Originalinstrumenten der Bach-Zeit, stellt eine Besonderheit dar.

Bei aller Emsigkeit dieses Spiels – und man setze das ja nicht mit Fetzigkeit gleich, denn davon gibt es keine hier – soll nicht verschwiegen werden, wie wunderbar die Musik tanzt, wieviel tief grundierten Schwung es in diesem Musizieren gibt, das aber auch vom Dialog lebt, mehr noch von einem lebhaften Gruppengespräch.

Wer also die ‘Brandenburgischen’ neu entdecken, von modern-historisierenden Designerinterpretationen zurück zu einem musikalischen Bach gehen will, wird hier sicher viel Freude haben, er wird den künstlerischen Organismus ‘Brandenburgische Konzerte’ mit seinen Hebungen und Senkungen, seinem Drängen und Retardieren in ‘biologischen’ Zusammenhängen neu erfahren und genießen. Selten hat man so viel Musik in diesem Opus gehört!

The abundance of music in Bach’s ‘Brandenburg Concertos’ has never been experienced in such a transparent und full-blooded performance as the one we are able to hear on these two CDs’. Here, far from any designer interpretation, the full genius of Bach and the immense richness of his music are revealed in a totally new way. Listen and enjoy!

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