Johann Sebastian Bach: Brandenburgische Konzerte; Klaipeda Chamber Orchestra, Vincent Bernhardt; 2 CDs Calliope IC004; Aufnahme 2021, Veröffentlichung 31.03.23 (99'38) - Rezension von Alain Steffen

Vincent Bernhardt ist ein international gefragter Pädagoge, Cembalist, Orchesterleiter und Barockspezialist. Etliche seiner Aufnahmen sind preisgekrönt, und auch diese neue Einspielung der Brandenburgischen Konzerte von Johann Sebastian Bach mit dem litauischen Klaipeda Chamber Orchestra ist vollends gelungen, obwohl dieses Ensemble nicht unbedingt das Format und die Qualität vergleichbarer Orchester besitzt. Dennoch schafft es Bernhardt, eine stringente und ausgefeilte Interpretation dieser Konzerte zu vermitteln. Dabei, und das erstaunt, geht er einen ungewöhnlichen Weg.

Im musikalischen Ausdruck bleibt er eher klassisch-romantisch, was wohl auch durch sein etwas behäbiges Tempo favorisiert wird. Der Klang allerdings ist historisch. Bernhardt gelingt es, beide Stile zusammenzubringen. Er findet für jeden Satz und für jedes Stück ein richtiges Tempo, das einen sehr natürlichen Atem hat und auch rhythmisch angenehm frei pulsiert. Dabei verströmt seine Interpretation eine gewisse Gemütlichkeit, die nach den oft zur Regel gewordenen kontrastreichen, markanten und schnellen Ausführungen barocker Werke andere Perspektiven aufzeigen. Dieser gemütliche Bach wird vielleicht nicht allen gefallen, aber anders und schön ist er schon. Und als Bonus gibt es die Sinfonia aus der Kantate BWV 174 ‘Ich liebe den Höchsten von ganzem Gemüte’.

Vincent Bernhardt is an internationally sought-after pedagogue, harpsichordist, orchestra leader and baroque specialist. Several of his recordings have won awards, and this new recording of Johann Sebastian Bach’s Brandenburg Concertos with the Lithuanian Klaipeda Chamber Orchestra is also completely successful, although this ensemble does not necessarily have the stature and quality of comparable orchestras. Nevertheless, Bernhardt manages to convey a stringent and polished interpretation of these concertos. In doing so, and this is surprising, he takes an unusual approach.

In musical expression he remains rather classical-romantic, which is probably favored by his somewhat ponderous tempo. The sound, however, is historical. Bernhardt succeeds in bringing both styles together. He finds the right tempo for each movement and for each piece, which has a very natural breath and also pulsates rhythmically in a pleasantly free way. At the same time, his interpretation exudes a certain coziness that offers other perspectives after the contrasting, striking and fast performances of baroque works that have often become the rule. This leisurely Bach may not please everyone, but different and beautiful it is. And as a bonus there is the Sinfonia from the cantata BWV 174 ‘Ich liebe den Höchsten von ganzem Gemüte’.

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