Johann Sebastian Bach: Sonaten & Partiten BWV 1001-1006, Valentin Silvestrov: Postludium II; Renate Eggerbrecht, Violine; 3 CDs Troubadisc 01444; 7/11 (155') – Rezension von Alain Steffen

Anfang der Neunzigerjahre gründete die Violinistin und Produzentin Renate Eggebrecht das Label Troubadisc, um seltene, unbekannte und vergessene Werke zu veröffentlichen. Parallel dazu hat sie die Serie ‘Violin Solo’ mit ihr selbst als Solistin eingeführt, die nun bei Vol. 7 und den Sonaten und Partiten BWV 1001-1006 von Johann Sebastian Bach angelangt ist. Dass Eggebrechts Bach etwas antiquiert klingt, etwa so, wie wenn Furtwängler Bach oder Händel dirigierte, mag am Alter der Solistin liegen, die zum Zeitpunkt der Aufnahme 67 Jahre alt war und gewiss auch nicht mehr die Fingerfertigkeit einer jungen Geigerin besitzt.

Andererseits kann man Eggebrechts Interpretationen, wie auch Furtwänglers Bach und Händel, eine gewisse Genialität nicht absprechen. Die Solistin spielt einen durch und durch romantischen Bach mit bedächtigen Tempi. So braucht sie für die gesamten Sonaten und Partiten rund 16 Minuten mehr als beispielsweise Christian Tetzlaff. Das führt dann beim Hörer auch zu einer ganz anderen Wahrnehmung von Bachs Kompositionen.

Gerade heute, wo Transparenz, Virtuosität, analytische Klarheit oder historische Aufführungspraxis das moderne Bach-Bild prägen, gibt es bei Renate Eggebrecht ein regelrechtes ‘Back to he Fifties’. Das mag vielleicht nicht mehr sehr populär sein, ermöglicht es uns aber, Bach in seiner ganzen Schönheit und mit einer immensen Ausdruckspalette zu erleben. Und wenn dann die Musik noch so toll und konsequent gespielt und interpretiert wird, wie hier von Renate Eggebrecht, dann darf man dem Hörer diese Bach-Box doch guten Gewissens empfehlen. Als Bonus gibt es Valentin Silvestrovs Postludium II aus den Jahren 1981-82.

Renate Eggebrecht’s Bach performances may sound a bit old fashioned, yet the sheer beauty and the outstanding musical expression are truly appealing.

 

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