Sergej Rachmaninov: Klavierkonzerte Nr. 1 & 2 (je 2x) + Etudes-Tableaux op. 33 Nr. 4, 5, 8; op. 39 Nr. 1-4, 9 + 2 Russische Lieder + Morceaux de Fantaisie op. 3 Nr. 3 + Liebesfreud-Paraphrase (nach Kreisler); Préludes-Suiten; Sergei Prokofiev: Klavierkonzerte Nr. 1 & 5 (Nr. 5 2x) + Symphonisches Konzert op. 125 für Cello & Orchester + Klaviersonaten Nr. 2, 6-9 (Nr. 8 3x) + Rondo Nr. 2 h-moll op. 52 + Sonatine pastorale Nr. 3 op. 59 + Visions fugitives op. 22 + Cinderella-Suite + Suggestion diabolique op. 4 Nr. 4 (2x) + Legende op. 12 Nr. 6 + Danza op. 32 Nr. 1+ Paysage op. 59 Nr. 2 + Walzer aus Krieg und Frieden op. 96 + Cellosonate op. 119 + Ouvertüre über hebräische Themen op. 34 + 8 Russische Lieder; Miaskovsky: Klaviersonate Nr. 3; Cellosonate Nr. 2; Svjatoslav Richter (Klavier & Dirigent), Nina Dorliac, Mstislav Rostropovich, USSR Symphony Orchestra, USSR State Radio Symphony Orchestra, Moscow Youth Symphony Orchestra, Moscow Philharmonic Orchestra, Philadelphia Orchestra, Borodin Quartet, Oleg Agarkov, Kurt Sanderling, Kirill Kondrashin, Eugene Ormandy; 11 CDs Profil PH19052; 1945-1963, Veröffentlichung 14/2/2020 (659') - Rezension von Remy Franck

Gestochen klar, mit einer technisch herausragenden Überlegenheit spielt Svjatoslav Richter die beiden Klavierkonzerte von Sergei Rachmaninov und das gleich in je zwei Aufnahmen. So viele Noten hört man bei keinem anderen Pianisten. Die Orchester mögen nicht immer 1A sein, aber ihr Spiel wird unzweifelhaft beeinflusst von den autoritativen Gestaltungen von Richter. Spannend! Brillant!

Die frühen Aufnahmen von Rachmaninovs Etudes-Tableaux und den Préludes sind unersetzlich, um den Weg zu ermessen, den Richter von diesen Aufnahmen bis zu seinen späten ging. Diese hier sind voller Leidenschaft, stilistisch und klanglich unbestreitbar ‘richtig’, weil bei aller Leidenschaft auch das Zartfühlende gut herüberkommt, ohne Süße (zumindest im Klavierspiel), ohne Sentimentalität, aber mit erfühlter Poesie.

Im Ersten Klavierkonzert von Prokofiev wird Richter begleitet vom Moscow Youth Orchestra unter Kirill Kondrashin. Dies ist eine schon oft veröffentlichte Aufnahme, deren Qualität immer wieder überrascht. Auch die anderen Prokofiev-Konzerte unter Kondrashin und  Eugene Ormandy sind in fesselnden Interpretationen zu hören. Die 1958 live in Leningrad entstandene Aufnahme des 5. Konzerts mit dem Philadelphia Orchestra ist unvergleichlich.

Bei Prokofievs Klaviersonaten ist wenig Zurückhaltung oft gerade richtig. In den meisterhaft geführten Händen von Svjatoslav Richter sind diese Sonaten zugleich brillante Aussagen von explosivem Pianismus und bewegende Zeugnisse, die durch

die manchmal sehr unterschiedlichen Tempi des Pianisten in diversen Längen zu hören sind. So ist das Andante dolce der 8. Sonate 1961 bei Richter zweieinhalb Minuten länger als 1946, dafür aber genauso spannend und packend.

Weitere Klavierwerke von Prokofiev zeugen von der gestalterischen Überlegenheit und der einmaligen Technik Richters. Schön, dass dann auch noch der Mitschnitt der Uraufführung von Prokofievs Symphonie-Konzert für Cello und Orchester op. 125 zu hören ist, 1950 live in Moskau entstanden, mit Mstislav Rostropovich am Cello. Es ist die einzige Aufnahme überhaupt mit Svjatoslav Richter als Dirigent.

Dies ist demnach eine essentielle Richter-Box von Profil mit vielen wenig bekannten frühen Aufnahmen, die hier in den besten Restaurierungen vorgelegt werden, die ich von den bekannteren Einspielungen kenne. Holger Siedler vom THS-Studio aus Berlin verdient dafür viel Anerkennung.

Svjatoslav Richter plays the two piano concertos by Sergei Rachmaninov with outstanding technical superiority, each one in two versions. With no other pianist you will hear so many notes. The orchestras may not always be top notch, but their playing is undoubtedly influenced by Richter’s authoritative performing. Exciting! Brilliant!
The early recordings of Rachmaninov’s Etudes-Tableaux and the Préludes are irreplaceable to measure Richter’s path Richter from these recordings to his later ones. These are passionate, stylistically undeniably ‘right’, because besides all the passion, the tenderness comes across as well, without sweetness (at least in the piano playing), without sentimentality but with deep felt poetry.
In Prokofiev’s first Piano Concerto Richter is accompanied by the Moscow Youth Orchestra under Kirill Kondrashin. This is a recording that has been released many times and the quality of the recording never ceases to amaze. The other Prokofiev concertos under Kondrashin and Eugene Ormandy are no less captivating. The recording of the 5th Concerto with the Philadelphia Orchestra, made live in Leningrad in 1958, is incomparable.
In the hands of Svjatoslav Richter, Prokofiev’s sonatas are both brilliant statements of explosive pianism and moving testimonies that come in various lengths because of the pianist’s sometimes very different tempi. Thus, in 1961 the Andante dolce of the Eighth Sonata is two and a half minutes longer than in 1946, but just as exciting and gripping. Further piano works by Prokofiev are proof of Richter’s creative superiority and unique technique. It is also nice to hear the recording of the world premiere of Prokofiev’s Symphony Concerto for Cello and Orchestra op. 125, made live in Moscow in 1950, with Mstislav Rostropovich on the cello. It is the only recording ever with Svjatoslav Richter as conductor.
This is therefore an essential Richter box set with many little known early recordings, which are presented here in high quality restorations. Holger Siedler from the THS-Studio in Berlin deserves a lot of credit for this.

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