Bohuslav Martinu: Streichquartette Nrn. 2, 3, 5 und 7; Pavel Haas Quartet (Veronika Jarůšková, Marek Zwiebel, Violine, Šimon Truszka, Viola, Peter Jarůšek, Cello); # Supraphon SU 4368-2; Aufnahme 04. + 05.2025; Veröffentlichung 19.09.2025 (78'22) – Rezension von Uwe Krusch ** (For English please scroll down)

Die vier ausgewählten Quartette umspannen nicht nur einen Zeitraum von mehr als zwanzig Jahren, sondern zeigen auch, dass Martinu recht unterschiedliche Herangehensweisen gewählt hat. Insbesondere mag das siebte und damit letzte Quartett des Komponisten mit seiner schon romantisch wirkenden Sprache überraschen. Im zweiten Quartett besticht im Vergleich zur Endfassung die hier zu hörende erste durch ihren strengen Duktus und häufig zu hörende Dissonanzen sowie Chromatik und Polytonalität.

Das kurze dritte Quartett changiert zwischen Tonalität und Atonalität. Autonom geführte Stimmen bieten Platz für Dissonanzen. Techniken wie Pizzicato, sul ponticello, collegno erzielen Wirkungen, die den reichen und warmen Klang von Streichinstrumenten leugnen. Im fünften Quartett überraschte Martinu damit, dass er einen subjektiv spannungsgeladenen, leidenschaftlichen Inhalt verarbeitete, wo er doch sonst aus künstlerischer Überzeugung Mäßigung und Objektivität des musikalischen Ausdrucks verfolgte.

Das Pavel Haas Quartet formt diese vier Werke jeweils in der jedem eigenen Ausdrucksweise, so dass die Unterschiedlichkeit der Quartette bestens herausgeschält wird. Dabei vergessen sie nicht, immer auch die modernen Aspekte der Musik zu zeigen, ohne auch die lokalen Bezüge im Charakter durchschimmern zu lassen. Doch hier bleiben sie im Rahmen der von Martinu gewünschten Objektivität. Das superb aufeinander abgestimmte Spiel, bei dem der klangliche Gesamteindruck des Ensembles im Vordergrund steht, ohne deswegen eine unstrukturierte Mischwirkung zu erzeugen, führt sie zu stark profilierten Interpretationen. Mit diesem dem Werk höchst zugewandten Einsatz führen sie den immer noch unbekannten Martinu bestens in den Konzertsaal ein, wenn auch hier nur den privaten.

Mit kleinen Abhandlungen zu jedem Werk bezüglich Entstehung und Sätzen sowie einer das Hörinteresse intensiv ansprechenden Aufnahmetechnik liegt eine gelungene Darstellung vor.

The four selected quartets not only span a period of more than twenty years, but also show that Martinu chose quite different approaches. In particular, the composer’s seventh and final quartet may surprise listeners with its romantic-sounding language. In the second quartet, the first version heard here is striking in comparison to the final version due to its strict style and frequent dissonances, as well as its chromaticism and polytonality.

The short third quartet oscillates between tonality and atonality. Autonomously conducted voices provide space for dissonances. Techniques such as pizzicato, sul ponticello, and collegno achieve effects that deny the rich and warm sound of string instruments. In the fifth quartet, Martinu surprised listeners by incorporating subjectively tense, passionate content, even though he otherwise pursued moderation and objectivity in musical expression out of artistic conviction.

The Pavel Haas Quartet shapes each of the four works in its own unique way, bringing out the differences between the quartets to their best advantage. In doing so, they never forget to highlight the modern aspects of the music, without allowing the local references in the character to shine through. But here they remain within the bounds of the objectivity desired by Martinu. Their superbly coordinated playing, which focuses on the overall sound of the ensemble without creating an unstructured mixture, leads to strongly profiled interpretations. With this highly dedicated approach to the work, they introduce the still unknown Martinu to the concert hall in the best possible way, even if only to a private audience.

With short essays on the genesis and movements of each work and a recording technique that is intensely appealing to the listener, this is a successful presentation.

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