Maurice Ravel: Klaviertrio a-Moll; Camille Saint-Saëns: Klaviertrio Nr. 2 op. 92; Sitkovetsky Trio (Alexander Sitkovetsky, Violine, Isang Enders, Cello, Wu Qian, Klavier; 1 SACD BIS 2219; Aufnahme , Veröffentlichung 02.07.2021 (60'58) – Rezension von Remy Franck

Ich kenne einige sehr gute Versionen des 2. Klaviertrios von Camille Saint-Saëns, aber keine hat den Grad ausdrucksvoller Klangrede, den die drei Musiker des Sitkovetsky Trios erreichen. Die Musik wird in den fünf Sätzen so sehr differenziert und belebt, dass sie den Hörer kontinuierlich packt. Und sie packt vor allem, weil jeder mit offenem Ohr und vor allem sehr wachem Geist einen immensen Nuancenreichtum in Färbung und Dynamik sowie einen stupenden Reichtum an Details einbringt, die das sonst nicht selten verschleierte Raffinement der Komposition offenlegen. In einem großzügigen Interpretationsfreiraum werden die Reinheit der Linien und die feinfühlige musikalische Bewegung in einer außergewöhnlich erfüllten Rhetorik deutlich, während ein spannender Wechsel von Drängen und Verweilen zu einer elektrisierenden Spontaneität führt.

Von einer nicht weniger großen kommunikativen Kraft wird das Ravel-Trio unter Spannung gesetzt, mit viel Leidenschaft, sublimierten Kontrasten, geschmeidigen und eleganten Bewegungen, tiefen und poetischen Gesten, die die Musik auch manchmal sehr geheimnisvoll werden lassen.

I know some very good versions of Camille Saint-Saëns’ 2nd Piano Trio, but none has the degree of expressivity that the three musicians of the Sitkovetsky Trio achieve. The music is so highly differentiated and enlivened in the five movements that it continually grips the listener. And it grips primarily because everyone contributes with an open ear and, above all, a very alert mind, an immense richness of nuance of colors and dynamics, in a wonderfully detailed playing that reveals the not infrequently veiled refinement of the composition. In this generous interpretation, the purity of lines and delicate musical movement become evident in an extraordinarily fulfilling rhetoric, while an exciting alternation of urging and lingering leads to an electrifying spontaneity.
The Ravel trio is similarly put under tension by a communicative force, with much passion, sublimated contrasts, a supple and elegant musical flow, deep and poetic gestures that also make the music very mysterious at times.

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