Aufregender Start für Manuel Maria Ponce-Reihe
Manuel Maria Ponce gilt als Vater der mexikanischen Musik, da er für seine Kompositionen volkstümliche Musik sammelte und verarbeitete. Außer mit dem Charakterstück ‘Estrellita’ und seine Gitarrenkompositionen ist er in Europa kaum bekannt. Die bei Toccata  nun eröffnete Reihe rückt sein Orchesterwerk ins Licht. Das rund 500 Werke umfassende Schaffen des in seiner Heimat und in Europa ausgebildeten Komponisten wird mit Musikern aus seiner Heimat mit vier Beispielen eingeführt. Die symphonischen Skizzen ‘Chapultepec’, die ‘Estampes Nocturnas’ und ‘Instantáneas Mexicanas’ schöpfen sowohl im Titel als auch musikalisch aus dem reichen Erbe der Volkskunst. Die ‘Symphonische Suite’ auf Themen aus Merlin von Isaac Albeniz’ entstand, als er das unvollendete Werk vollenden sollte. In knapp zwanzig Minuten fasst es die Oper ohne Worte zusammen. Diese Musik ist beeindruckend wie ein im Urwald entdeckter Tempel der Azteken und so intensiv, wie der Mitteleuropäer sich mexikanisches Temperament vorstellt. (Toccata Classics TOCC 0502)

Aus der Geburtsstunde des Cellos als Soloinstrument
War das Cello zuvor nur als Generalbassinstrument eingesetzt worden, so ermöglichte die Erfindung der stahlumsponnenen Saite im 17. Jahrhundert kleinere Instrumente bei genügendem Klangvolumen. Damit setzte in Bologna die Verwendung des Cellos als solistisches Instrument ein. Die ersten Komponisten waren in Bologna Domenico Gabrieli und Giuseppe Maria Jacchini, dazu kam in Rom Alessandro Scarlatti. Der Cellist Stefano Veggetti mit seinem Violoncello piccolo und das Ensemble Cordia widmen diesen schon erstaunlich erwachsenen und technisch anspruchsvollen Gehversuchen ihre aktuelle Aufnahme mit dem Titel ‘Porta Magna’. Mit musikantischem Schwung präsentieren sie neun Sonaten der drei genannten Komponisten. (Brilliant Classics 95802)

Britten als Chorkomponist für unbegleitete Stimmen
Der RIAS Kammerchor mit Solisten aus dem Ensemble erkundet mit seinem Dirigenten Justin Doyle die Welt von Benjamin Britten. Die Chorsätze setzen verschiedene Textquellen von 1300 bis zu extra verfasster Lyrik um und docken an verschiedene außermusikalische Themen an, wie die ‘Five Flower Songs’, die eine Hochzeitsgabe für Freunde von Britten mit botanischem Interesse sind. Der RIAS-Kammerchor singt wie gewohnt. Das bedeutet nicht weniger als ein homogenes Hörerlebnis mit klarer Diktion, das transparent und bestens ausbalanciert erscheint. Die Solisten aus dem Chor steuern ihre herausgehobenen Partien mit nonchalanter Kultur bei. (Harmonia Mundi HMM 902285)

Werke von Smetana aus dem politischen und wirtschaftlichen Exil
Etwa fünf Jahre lebte Smetana in Schweden, wohin ihn die revolutionären Unruhen vertrieben hatten. Dort komponierte er drei symphonische Dichtungen, ‘Richard III.’ nach Shakespeare, ‘Wallenstein’s Lager’ nach Schiller und ‘Hakon Jarl’ nach Oehlschläger. Als viertes Werk wurde das Scherzo der ‘Festouvertüre’ eingespielt, das zwar vorher entstanden war, aber erst in Göteborg Anerkennung beim Publikum fand. Typisch im Stil des Komponisten mit großem dicht gesetztem orchestralem Apparat, wie beispielsweise auch Harfe, stehen diese Stücke auf dem Weg zu dem Zyklus ‘Mein Vaterland’. Das ‘Slowakische Philharmonische Orchester’ mit dem Dirigenten Leos Svarovsky steuert mit sicherem und kräftigem Antritt durch die Werke, wobei eine feinfühligere Auseinandersetzung mit der Materie sicher den Reiz an dieser doch eher unbekannten Seite Smetanas sicher noch erhöht hätte. (Naxos 8.573597)

Telemann musikalisch auf französischem Terrain
Das ‘Orchestre de Chambre de Toulouse’ widmet sich französisch angehauchten Werken von Telemann. Ein Konzert und ein als Ouvertüre bezeichnetes Werk stellen die Viola da Gamba als solistisches Instrument heraus. Anne Gaurier kann bei den flotten bis treibenden Tempi ihre ganze Beherrschung des Instruments demonstrieren. Allerdings hätten Tempowechsel und ein etwas ruhigeres ihr Spiel noch eleganter und ausdrucksstärker zeigen können. Eine weitere Ouvertüre mit dem Beinamen ‘La Bizarre’ endet mit dem Gesang der Nachtigall. Ebenso lautmalerisch gestaltet Telemann die Suite ‘Don Quixotte’. Diese Burleske kann mit effektvollem Augenzwinkern unter anderem den Kampf mit den Windmühlenflügeln und den Galopp der Rosinante plastisch ausdrücken. Das Kammerorchester aus Toulouse unter seinem langjährigen Chef Gilles Colliard kostet im rasanten Galopp diese Ausdruckselemente lustvoll aus. (Calliope CAL1960)

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