Von großen Cellisten inspirierte Kompositionen
Wenn von Komponisten berichtet wird, die wegen der Faschisten auswandern mussten, ist nur selten von italienischen die Rede. Mario Castelnuovo-Tedesco war ein aus Florenz stammender Pianist und Komponist jüdischer Abstammung. Er emigrierte 1939 in die USA, wo er als Filmkomponist reüssierte. Zu seinen engen Kontakten in der Musikwelt gehörten neben dem Gitarristen Andreas Segovia diverse Cellisten, vor allem Gregor Piatigorsky. Dieser bat ihn um ein Cellokonzert, das auch entstand und Herausforderungen für den Solisten ebenso wie einnehmende Musik bietet. Neben dem Konzert wurden sieben Bearbeitungen für Cello und Klavier, die zumindest ursprünglich von Castelnuovo-Tedesco stammen, eingespielt. Der Solocellist der ‘Houston Symphony’, Brinton Averil Smith, hat das Konzert mit seinem Orchester und Kazuki Yamada eingefangen. Die Klavierbegleitung hat die Pianistin Evelyn Chen besorgt. Wenn man dem Spiel lauscht, dem aufnahmetechnisch ein wenig der freie Klang genommen wurde, kann man ohne weiteres heraushören, dass diese Stück den Musiker stark beanspruchen. (Naxos 8.573820)

Die 40. mit ungarischer Musik
Im Eigenverlag veröffentlicht der französische Geiger Christophe Boulier nunmehr sein vierzigstes Album. Zum Jubiläum hat er sich wiederum Pianisten gesucht, die ihn auf seiner Reise durch die Welt der Geigenliteratur begleiten, dieses Mal von der ‘Académie de Jeunes Solistes’. Neben den ‘Rumänischen Tänzen’ und den beiden Rhapsodien von Bartok stellt er das Konzert und zwei kleine Filmmusikstücke von Miklos Rosza vor. Sein Spiel ist wie immer prononciert und mitunter auch harsch und scharfkantig. Da er nicht nur die Kammermusik, sondern auch Konzerte nur mit Klavierbegleitung einspielt, bietet er dadurch eine selten zu hörende, aber auch beschränkte Sicht auf diese Werke. (Promusica Association Artistique P1816, www.christophe-boulier.com)

Im Gleichgewicht
Die ersten drei Violinsonaten von Mieczyslaw Weinberg legt das Ensemble ‘Des Equilibres’ vor. Die Geigerin Agnès Pyka und der Pianist Laurent Wagschal pflegen einen fein ausformulierten Zugriff mit dem Bogen auf die Saiten, so dass die Musik immer klangschön erklingt. Das von der Geigerin initiierte Ensemble, das in wechselnden Besetzungen agiert, ist hier im Duo angetreten, um die erste Folge der Weinberg Sonaten einzuspielen. Während die ersten beiden Werke noch mit jugendlicher Frische komponiert wurden, ist die dritte schon vom stalinistischen Terror geprägt. Entsprechend wird die Interpretation für dieses Werk dann auch strenger, ohne die Noblesse der Tongebung zu verlieren. Warten wir ab, ob die nachfolgende Einspielung der weiteren Sonaten die Ausgeglichenheit der musikalischen Darstellung weiterführt oder dann doch noch deutlicher die Abgründe herausstellt. (Arion ARN68839)

Die Posaune kann mehr als nur dunkles Timbre
Mit für die Posaune geschriebenen Werken wie dem Konzert von Friedebald Gräfe sowie auch vom Solisten arrangierten Stücken, die im Ursprung für Cello oder Klarinette geschaffen wurden, legt der zweiundzwanzigjährige Peter Moore zusammen mit dem Pianisten James Baillieu seine erste Einspielung als Solist vor. Seit zehn Jahren stellvertretender Stimmführer im ‘London Symphony Orchestra’ brilliert er mit einem sowohl technisch eindrucksvollen als auch musikalisch ausdrucksvollen Spiel. Diese Liebeserklärung an sein Instrument ist eine reiche Fundgrube mit Klassikern wie ‘Après un rêve’ von Fauré, den Fantasiestücken von Schumann oder ‘Kol Nidrei’ von Bruch. Ebenso werden Spezialitäten wie das Gräfe-Konzert und die ‘Thoughts of Love’ von Arthur Pyror vorgestellt, die einem breiteren Publikum bisher eher unbekannt sein dürften. (Rubicon RCD1028)

LSO mit der ‘Geschichte vom Soldaten’
Neben dem ‘Sacre’ ist die ‘Geschichte vom Soldaten’ eine von Stravinskys wegweisenden Kompositionen. In diesem Fall arbeitet er mit einer Reduzierung auf sieben Musiker und bis drei Sprecher oder Schauspieler für die Textpassagen. Ein Kammerensemble des ‘London Symphony Orchestra’ hat mit Malcolm Sinclair, der alle Rollen spricht, dieses rund einstündige Werk live auf dem eigenen Label eingespielt. Diese arrivierten Musiker bewältigen dieses Werk mit spielerischer Noblesse. Der Sprecher trägt den englischen Text mit klarer, prononcierter Stimme vor. Wenn im Beiheft darauf hingewiesen wird, dass diese Partitur zu den amüsantesten von Stravinsky gehört, so kann man allerdings genau das in diesem Mitschnitt nicht nachvollziehen. Die Darstellung ist ausgezeichnet, aber es fehlt der Kick. (LSO Live LSO5074)

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