Sehr persönliche Debüt-Platte
Auf ihrer Debüt-Platte bei Oehms Classics stellt sich die 22-jährige deutsche Pianistin Elisabeth Brauss mit sehr persönlichen Interpretationen vor. Beethovens Siebte Sonate spielt sie mit viel Impetus, und in Prokofievs 2. Sonate zeigt sie mit beeindruckender Rhythmik, wie sehr der Komponist sich mit diesem Werk von  Rachmaninov befreite. Es kommt zu einem Spiel von kräftigen Kontrasten, das selbst im Andante unter der Oberfläche eine latente Unruhe manifestiert. Sehr markant erklingt auch die 2. Sonate von Chopin, mit kräftigen Akzenten, viriler Virtuosität, flackernd und aufgewühlt. Mit dem virtuosen Stück ‘Etude couleurs’ von Michael Denhoff (*1955) geht das Programm zu Ende (Oehms OC460).

Akkordeon und Schlagzeug
Bei Indésens erschien ein Album mit Kompositionen des Akkordeonisten Richard Galliano, von Erik Satie, Ney Rosauro und Astor Piazzolla, die Galliano zusammen mit dem Schlagzeuger Jean-François Durez und dem Valentiana Orchester aufgenommen hat. Es ist ein farbiges, einfühlsam gespieltes Programm, das mit Feinschliff die so unterschiedlichen Instrumente vereint und hier mit viel Melancholie, dort mit tänzerischer Virtuosität der Musik eine unwiderstehliche Ausdrucks- und Anziehungskraft verleiht. Ein Highlight ist das dreiteilige sehr sinnliche ‘Jeux de l’âme’ aus der Feder von Richard Galliano (Indésens INDE095).

Geistliche Musik aus Italien
Italienische geistliche Musik aus dem 18. Jahrhundert und zwei Sonaten für Salterio (eine von Benedetto Marcello und eine weitere von Melchiorre Chiesa) stehen auf dem Programm einer CD mit dem Countertenor Terry Wey. Neben sakralen Werken von Marcello sind solche von Giambattista Martini und  Antonio Sacchini zu hören. Terry Wey überzeugt mit sehr ernsten und gleichzeitig sensibel ausgeführten Interpretationen sowie einer vorzüglichen Stimmführung, die seine weiche Stimme besonders wirkungsvoll werden lässt. Margit Übellacker ist die Solistin auf dem Salterio, und beide Solisten werden vom Ensemble ‘La Gioia Armonica’ akkurat begleitet (cpo 555 033-2).

Klavierwerke von Reinhold Glière
Eine neue CD mit Klavierwerken des Russen Reinhold Glière (1875-1956) enthält u.a. dessen ’25 Préludes’ sowie Kinderstücke, Skizzen und anderes mehr, insgesamt keine Musik, die ein breiteres Publikum ansprechen wird. Auch Gianluca Imperatos Spiel macht nichts besonders Memorables daraus, und der Klavierklang ist nicht besonders attraktiv. Also: eher für Spezialisten und Erkunder eines wenig bekannten russischen Repertoires (Brilliant 95296).

Nicht gerade die geeignetste Hommage…
Mit der CD ‘Saulius Sondeckis In Memoriam’ bringt Cugate Classics Wiederveröffentlichungen älterer Shostakovich-Aufnahmen auf den Markt: Zunächst dirigiert Sondeckis das Litauische Kammerorchester in einer feingliedrigen Aufführung der Hamlet-Suite und danach kommt es zu einem musikalischen Irrtum, nämlich einer ganz auf die Trompete zugeschnittenen Version des 1. Klavierkonzerts von Shostakovich, in der das Klavier zur Nebensache wird und die Trompete von Timofei Dokshitser die Hauptrolle spielt. Der arme Sergei Solodovnik am Klavier hat so gut wie nichts zu sagen. Zum Abschluss erklingt die von Sondeckis angefertigte Transkription des 8. Streichquartetts op. 110, die im Vergleich zur kargeren, aber dem Werk mehr entsprechenden Barshai-Transkription etwas vordergründig und pathetisch-sentimental geraten ist (Cugate CGC025-2).

Der Kempe-‘Rosenkavalier’
Profil bringt in der Reihe ‘Semperoper Edition’ die alte Rundfunkaufnahme des ‘Rosenkavaliers’ von 1950 unter der Leitung von Rudolf Kempe heraus. Diese Produktion, die schon bei anderen Labels erhältlich war und ist, zeigt den Strauss-Spezialisten Kempe in seinem Element, und wenn Margarete Bäumer deutlich hinter den größten Darstellerinnen der Marschallin zurückbleibt, so ist Kurt Böhme als Ochs ein Magnet dieser Aufführung. Tiana Lemnitz singt einen guten, freilich sehr reifen Octavian, und Ursula Richter ist eine gute Sophie. Vor allem ist es die unter Kempes virtuos-lebhafter Leitung spielende Dresdner Staatskapelle, die hier ins Ohr sticht. Das Remastering vom MDR ist außerordentlich gut gelungen (Profil PH16071).

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