Hommage an ‘Early Music’-Pioniere
Das Ensemble ‘arcimboldo’ aus Basel, 1991 von Thilo Hirsch gegründet, ist ein Continuo-Ensemble mit Viola da gamba/Violone, Orgel/Cembalo und Chitarrone/Laute. Diese Besetzung wird je nach Anforderung um andere Continuo- und Melodieinstrumente sowie menschliche Stimmen erweitert. Ihre neueste CD ist eine Hommage an die ‘Bogenhauser Künstlerkapelle’ (1899-1939), die längst vor der ‘Early Music’-Welle auf historischen Instrumenten spielte. Die CD ist ein Abbild des   Repertoires der Kapelle, mit Musik aus Bayern, genauso wie Werken aus Renaissance, Barock, Klassik und Romantik. So stehen z.B. Chopins ‘Trauermarsch’ und Menuette von Mozart und Bizet neben Bachs ‘Actus Tragicus’, Kompositionen von Rameau, Corelli und Arcadelt neben folkloristischen Tänzen und Frank Wedekinds ‘Tantenmörder’, alles in Originalbesetzung und auf hohem musikalischem Niveau. Ein apartes Programm für Liebhaber (Audite 97.730).

Pepe Romeros Feldzug für Torroba
Kein Geringerer als Pepe Romero ist ausgezogen, die Gitarrenkonzerte des spanischen Komponisten Federico Moreno Torroba (1891-1982) aufzunehmen. Ihm zur Seite steht Vicente Coves. Bei Naxos ist jetzt die zweite CD der Edition erschienen, mit ‘Concierto de Castilla’, ‘Homenaje a la seguidilla’, ‘Tonada concertante’. Torrobas Musik ist typisch spanisch, farbig, oft sehr verhalten, und sie wird von Pepe Romero und seinem Schüler Coves wirkungsvoll gespielt. Die beiden werden vom ‘Extramadura Orchester’ unter Manuel Coves akkurat begleitet (Naxos 8.573503).

Buch-Soundtrack
Im Jahr 2010 wurde die Stradivari-Geige der koreanischen Geigerin Min Kym, damals 31 Jahre alt, gestohlen. Für die Violinistin war es ein traumatisches Erlebnis, denn sie fühlte sich eins mit dem Instrument, und so war ein Teil ihrer selbst verloren gegangen. Drei Jahre später wurde die Geige von der Polizei wiedergefunden. Doch Kym hatte inzwischen eine andere Stradivari gekauft und ließ die heute als ex-Kym bezeichnete Geige 2013 versteigern. Die ganze Geschichte hielt sie in dem Buch ‘Gone’ fest, zu dem nun als eine Art Buch-Soundtrack eine CD mit Einspielungen von vor 2010 erschienen ist, mit kurzen Werken oder Auszügen aus längeren Kompositionen, zu denen die Geigerin eine besondere Beziehung entwickelt hatte. Die CD, so schön auch alles gespielt wird und klingt, macht wohl nur wirklich Sinn, wenn man sie im Zusammenhang mit dem Buchtext erlebt (0190295838300).

Konfusion mit dem ‘Goldenen Hahn’
Melodiya legt die legendäre Aufnahme von Rimsky-Korsakovs satirischer Fantasieoper ‘Le Coq d’Or’ (Der Goldenen Hahn) neu auf. Die Aufnahme wurde zunächst 1961/62 von Alexey Kovalev dirigiert, aber dann kam es zu einem Konflikt, und das Projekt wurde auf Eis gelegt. 1968 trat dann Evgeniy Akulov an, um die Oper mit demselben Ensemble aufzunehmen. Weil der erste Dirigent auf dieser Wiederveröffentlichung angegeben ist und Melodiya vermerkt: « Re-recorded in 1968′ entsteht eine ziemliche Konfusion. Auf Anfrage hat man uns aber versichert, es sei ausschließlich Material von 1968 für dieses Remastering verwendet worden. Warum dennoch Kovalyov als einer der Dirigenten angeben wird, ist völlig unverständlich. Das ändert nichts an der Qualität der Aufnahme: sie ist von solidem Niveau, und insbesondere die Sänger sind großartig. (Melodiya 10 02331). Und dennoch muss man sich fragen, warum diese Wiederveröffentlichung vorgenommen wurde, hat doch das Label die in allen Hinsichten bessere Aufnahme unter Dmitrij Kitajenko im Katalog (10 01398).

Blass und unausgeglichen
Welch eine Enttäuschung! In Franz Schuberts ‘Schöner Müllerin’ ist der einst von uns geschätzte Bariton Bo Skovhus nur noch ein Schatten seiner selbst. Sein fahl gewordenes Timbre, seine mangelnde Kontrolle der Stimme und vor allem der Vokallinie sind wohl technische Probleme. Aber da Gesangtechnik Voraussetzung für Gestaltung ist, bleibt er auch im Interpretatorischen blass. Vor allem ist sein unausgeglichener Gesang bar jeder Poesie. Da kann auch Stefan Vladars Begleitung am Klavier nichts retten (Capriccio C5290).

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