FEIERLICH UND LEBENDIG
Heinrich Ignaz Bibers ‘Sonatae tam aris quam aulis servientes’ haben wohl selten so feierlich und doch lebendig geklungen wie auf einer neuen Surround-SACD von Challenge Classics mit ‘Ars Antiqua Austria’, unter Gunar Letzbor. Die Aufnahmen entstanden in der angenehm räumlichen Akustik des Altomonte-Saals im Stift St. Florian. Als Konzertmeister spornt Letzbor seine Musiker fantasievoll zu einem ebenso stilvollen wie rhetorischen Musizieren an (CC72676).
AGILITÄT LIEGT DEM PIANISTEN
Vom Titel ‘A Night in the Tropics’ einer neuen CD mit Werken von Louis Moreau Gottschalk, soll man sich nicht irreleiten lassen; das Programm ist sehr abwechslungsreich und umspannt Werke aus zwanzig Jahren, vom Opus 9 des 20-Jährigen bis zum Opus 69, das im Todesjahr 1869 entstand (Moreau starb im Alter von 40 Jahren an Malaria). Steven Mayer, der Pianist dieser Aufnahme, spielt diese Musik, nicht ohne ihre Nähe zu Chopin und ihren Aufbruch in Richtung Liszt aufzuzeigen. Er spielt sogar die eigene Transkription des Orchesterstücks ‘La nuit des tropiques’. Immer, wenn Agilität und Brio angesagt sind, ist Steven Mayer in seinem Element. Auch in den langsameren Stücken kommt es zu sehr schönen und weichen Klängen, woran der für eben solche Klänge bekannte Steinway der amerikanischen Eliteserie CD 299 mitverantwortlich sein könnte. Dennoch nimmt Mayer manchmal so langsame Tempi, dass die melodische Linie darunter leidet. Im Großen und Ganzen ist dies aber eine weitgehend gelungene CD, die einen guten Einblick in Moreaus Schaffen gibt (Naxos 8.559693).
SCHUBERT VERLANGT MEHR ALS TECHNIK
Wenn ein Quintett heute Franz Schuberts D.956 aufnimmt, sollte man meinen, es habe dafür einen Grund, sprich, es habe eine exzeptionelle Interpretation anzubieten. Das ist aber nicht der Fall beim ‘Kuijken Quartet’ (ergänzt durch Michel Boulanger am 2. Cello). In einer sehr direkten Aufnahme werden kräftige Akzente in einer Weise stringent, dass sie schon fast schmerzen, aber gleichzeitig haben die Musiker doch sehr wenig mitzuteilen, denn ihre ‘Erzählkunst’ ist begrenzt. Klar, das spieltechnische Niveau ist hoch, aber Schubert ist mehr als Technik, das haben andere Formationen in diesem Werk gezeigt, u.a. das ‘Tokyo String Quartet’ mit David Watkin bei Harmonia Mundi (CC72647).
TRANSPARENTER GARTEN
Triosonaten von Stamitz, Johann Christian Bach, Sammartini, Fils, Conti und Pugnani spielt ‘Der Musikalische Garten’ auf einer neuen SACD von Ars Produktion. Die Interpretationen sind inspiriert, schwungvoll und zeichnen sich durch eine transparente Diktion aus. Auch die rhythmische Spannkraft des Ensembles ist beeindruckend (38185).