AMSTERDAM IN ARGENTINIEN
Mit einer schrägen und heißen Interpretation von Astor Piazzolas ‘Four Seasons’ (in Desyatnikovs bekanntem Arrangement) beginnt die ‘Amsterdam Sinfonietta’ ihr ‘Argentinian Album’. Candida Thompson maximiert den Sensualismus der Musik mit allen möglichen Effekten, was zu einer sehr individualistischen Aufführung führt. Die Surround-Aufnahme ist sehr direkt und entsprechend im Einklang mit dem Konzept der ‘Sinfonietta’. Auch Ginasteras Konzert für Streichorchester bietet sich für eine Hot-Chili-Interpretation an. Die Titel Scherzo fantastico, Adagio angoscioso und Finale Furiose nehmen die Musiker aus Amsterdam sehr genau. Golijovs ‘Last Round for Double Quartet and Bass’, das der Komponist als sublimierten Tango bezeichnet hat, beendet die brillante SACD mit einer spannenden Darstellung der obsessionellen Rhythmik dieser sehr charakteristischen Komposition (Channel Classics CCS SA 33014)

VON MOZART BIS PROKOFIEV
cd-giacomoscinardoDer aus Catania/Sizilien stammende Pianist Giacomo Scinardo spielt ein ‘Evolution’ genanntes Programm mit der fein nuancierten Klaviersonate Nr. 10 von Mozart, der Chaconne d-Moll von Bach/Busoni, den etwas zu sehr gehämmerten Paganini-Variationen von Johannes Brahms und der in den Ecksätzen hoch virtuos, sehr motorisch und pulsierend gespielten 7. Sonate von Sergei Prokofiev – die sicher beste Leistung auf dieser CD der Accademia Pianistica Siciliana (888174660356).

MUSIK VOM BALKAN
cd-bal-kanMit Musik aus der Türkei, Griechenland, Bosnien, Bulgarien, Mazedonien, Serbien, Rumänien, Armenien, Ungarn sowie sephardischer Musik zeichnet Jordi Savall mit spezialisierten Sängern und Instrumentalisten sowie ‘Hesperion XXI’ eine musikalische Landkarte des Balkan. Drei CDs und ein reich dokumentierter Textteil machen dieses Musikbuch von Alia Vox zu einer wertvollen Veröffentlichung. Der Titel ‘Bal-Kan’ ist so zu erklären: Das Wort Balkan ist türkischen Ursprungs und bedeutet eigentlich ‘waldreiches Gebirge’. In der literarischen Tradition des osmanischen Reiches steht es aber auch für ‘Honig und Blut’. Savall wählte dieses Motto, um sein reiches Panorama der Kulturen am Balkan zu gestalten. Er ordnet die Tänze und Lieder nach dem Zyklus des Lebens: von der Schöpfung über die vier Jahreszeiten als Lebensabschnitte bis zum Tod und der Wiederversöhnung (AVSA9902).

SAVALL UND CHARPENTIER
CD_DVD_Charpentier à la ChapelleMit Aufnahmen aus den Jahren 1989, 2004 und 2013 hat Alia Vox das Album ‘M.A. Charpentier à la Chapelle Royale de Versailles’ mit zwei SACDs und einer DVD zusammengestellt, auf denen u.a. ‘Canticum ad Beatam Virginem Mariam’, ‘Missa Assumpta est Maria’, verschiedene Motetten und das ‘Concert pour quatre parties de violes’ zu hören sind, mit der ‘Capella Reial de Catalunya’ und ‘Le Concert des Nations’ unter Jordi Savall. Die Aufnahmen zeigen, dass sich Savalls Charpentier von sehr fein und schlicht im Jahre 1989 bis zu einem etwas reicheren Klangbild in 2004 entwickelt hat, ohne freilich je die Klangopulenz eines William Christie zu erreichen. Savall dringt damit ungleich tiefer in die Werke ein, die in diesem raffinierten Klang sehr eindringlich werden. Ein wichtiger Beitrag zu Charpentier (AVDVD 9905).

MEXIKANISCHE SYMPHONIK
cd-poncesterlingDer mexikanische Komponist Manuel María Ponce (1882 -1948) galt als musikalisches Wunderkind, komponierte bereits als Achtjähriger, war später ein Schüler von Paul Dukas in Paris und schrieb eine national gefärbte Musik von guter Qualität, wie eine Sterling-CD mit den beiden Klavierkonzerten, dem ‘Divertimento sinfonico ferial’, den ‘Preludios encadenados’ und den ‘4 Danzas Mexicanes’ zeigt. Schade, dass die Aufnahme weder orchestertechnisch noch tontechnisch heutigen Standards genügt. Der Klang ist dumpf und verwaschen, das von Zaeth Ritter zupackend dirigierte ‘Orquesta Sinfonica de San Luis Potosi’ erreicht bestenfalls ein mittelmäßiges Niveau (Sterling 1102-2)

FEINE KLANGKULTUR
cd-prayerEine neue CD des ‘Musica Sacra’ Chors der St.-Florians Kathedrale im Warschauer Vorort Praga ist eine Anthologie mit Kompositionen vornehmlich polnischer Komponisten (Lutoslawski, Panufnik, Gorecki) aber auch von Frank Martin, Olivier Messiaen und John Tavener. Der 2002 gegründete Chor, der sich aus ca. zwanzig Sängerinnen und Sängern in den Stimmbereichen Sopran und Alt zusammensetzt, singt mit größter Hingabe unter Pawel Lukaszewski. Das Ensemble hat eine feine Klangkultur und passt sich den einzelnen Stilen der Komponisten sehr gut an (Dux 0779).

MINIMALISMUS AM SAXOPHON
cd-clairobscurDie Werke einer neuen CD des Saxophonquartette ‘Clair-Obscur’ sind der minimalistischen und postminimalistischen Musik gewidmet (‘Company’ von Philip Glass, ‘Quartet for 4 Saxophones’ von Christian Biegal, ‘Cartographies’ von Timothy Blinko, ‘Vermont Counterpoint’ von Steve Reich, ‘Lux Aeterna’ des lettischen Komponisten Rihards Dubra). Hervorragende Interpretationen, ein toller Sound: Liebhaber der Musik für Saxophon kommen hier voll auf ihre Kosten (Solo Musica SM 217)

SPIRITUELLES PROGRAMM
CD-VoxcosmicaAuf der CD ‘Vox Cosmica’ präsentieren Arianna Savall, Petter Udland Johansen und ihr Ensemble ‘Hirundo Maris’ Musik von Hildegard von Bingen, in Kontrast gestellt zu Meditationen von Johansen selber und einer ‘Sequentia’ von Petrus Abaelardus. Es ist dies ein eminent spirituelles Programm, in dem Arianna Savall mit ihrer immer natürlich klingenden Sopranstimme fasziniert, während der Tenor Petter Udland Johansen in Petrus Abaelardus‘ ‘Lamentationen des David’ sehr beeindruckend den Schmerz des Komponisten singt. Für beide Stimmen liefern ‘himmlische’ Instrumente wie die tibetanische Klangschale, Harfen, Lyra, Fiedel, Glocken, Viola da Gamba und Schlagzeuginstrumente den mystischen Instrumentalhintergrund (Carpe Diem 16304).

  • Pizzicato

  • Archives