Edward Elgar: Violinkonzert, Sospiri, Salut d’Amour, Chanson de Nuit; Nicola Benedetti, Violine, Petr Liminoc, Klavier, London Philharmonic Orchestra, Vladimir Jurowski; 1 CD Decca 9824780; Aufnahme 2019, Veröffentlichung 08/2020 (58’46) -Rezension von Alain Steffen

Es wurde wirklich Zeit, Elgars gewaltiges Konzert für Violine und Orchester in einer modernen und doch wunderschönen Wiedergabe neu zu entdecken. Gerade dieses Werk besitzt ein solches Pathos, dass, wenn man nicht richtig mit der Musik umgeht, ein unwahrscheinlich kitschiges Resultat herauskommt.

Bei Elgars Musik müssen die Interpreten heute schon etwas relativieren. Und genau das passiert hier. Die talentierte schottische Geigerin Nicola Benedetti begegnet dem Werk zwar mit sehr viel Gefühl, ihr erdiger Ton aber nimmt der Musik sehr viel von ihrer gefährlichen Süßlichkeit. Die Phrasierungen sind klar und tief empfunden, das Spiel besitzt viel innere Konsequenz und Logik. Benedetti zeigt, dass weniger oft mehr ist.

Elgars herrliche Melodien und Farben entwickeln sich wunderbar frei. Dass die Musik dabei wirklich atmen und z.T. oft sogar leicht wirkt, ist vor allem Vladimir Jurowski und dem London Philharmonic Orchestra zu verdanken, die sehr überlegt, teilweise sogar recht dezent phrasieren und trotzdem nicht mit orchestraler Pracht geizen. Als Füller spielt die schottische Geigerin dann noch drei kammermusikalische Stücke von Elgar: Sospiri, Salut d’Amour und Chanson de Nuit, das zusammen mit dem Pianisten Petr Liminov. Das Anschaffen dieser Aufnahme lohnt sich auf jeden Fall, denn Benedettis Interpretation des Violinkonzerts von Sir Edward Elgar soll man gehört haben.

It was really time to rediscover Elgar’s powerful Concerto for Violin and Orchestra in a modern yet beautiful rendition. This work possesses such pathos that, if the music is not handled properly, the result is incredibly kitschy.
The talented Scottish violinist Nicola Benedetti plays with a great deal of feeling, but her earthy tone takes away much of the music’s dangerous sweetness. The phrasings are clear and deeply felt, the playing has a lot of inner consistency and logic. Benedetti shows that less is often more.
Elgar’s wonderful melodies and colours develop wonderfully freely. The fact that the music really breathes and often even seems quite light is due above all to Vladimir Jurowski and the London Philharmonic Orchestra, who phrase very thoughtfully, sometimes even quite discreetly, and yet do not stint on orchestral splendour.
As a filler, the Scottish violinist then plays three chamber music pieces by Elgar: Sospiri, Salut d’Amour and Chanson de Nuit, which she performs together with the pianist Petr Liminov. This recording is definitely worth buying, because Benedetti’s interpretation of the Elgar’s Violin Concerto is highly rewarding.

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