Mauricio Kagel: Die Stücke der Windrose für Salonorchester; Ensemble Aleph, 2 CDs Evidence EVCD030; Aufnahmen 2015-2016, Veröffentlichung 01/2017 (105’08) – Rezension von Uwe Krusch

Wahrscheinlich erwartet niemand wirklich Salonmusik von einem Komponisten wie Mauricio Kagel, auch wenn er für ein Salonorchester schreibt. Dennoch kann man durchaus eine gewisse Leichtigkeit im Ton feststellen, was ja nicht unbedingt eine Einfachheit in der Komposition bedeutet.

Die der Komposition dieser acht Stücke zugrundeliegende Idee ist die Windrose, also die graphische Darstellung der Windrichtungen. Hieraus wählt Kagel die wesentlichen Richtungen aus und komponiert daraus die in den jeweiligen Richtungen liegenden geographischen Regionen bzw. die mit ihnen verbundenen Kulturen, also auch die Musik. Allerdings muss die Richtungsbestimmung immer vom Ausgangspunkt der Betrachtung her gesehen werden. Während wohl die meisten Leser mit dem Süden zunächst etwa das Mittelmeerumfeld und daraus folgend eine warme bis heiße Gegend verbinden, denkt Kagel an ‘Tierra del fuego’, also Feuerland und damit Kälte, Sturm und unwirtliche Umweltbedingungen. Dieses Detail weist schon darauf hin, dass der Komponist einen weltweiten Blick hat und musikalische Aspekte aus vielen Teilen der Erde einfließen lässt.

Die Besetzung mit Streichquintett, Klarinette, Klavier, Harmonium, Panflöte und Schlagwerk ist einem Salonorchester vergleichbar, jedoch ist das ‘Instrument’ des Schlagwerks hier in einem weiten Sinne zu verstehen. Entsprechend den Blickrichtungen über die ganze Welt kommen viele unterschiedliche, auch lokale Instrumente des Schlagwerks zum Einsatz, so zum Beispiel ein Kultrun, eine schamanische Trommel der südamerikanischen Mapuche-Kultur.

Das Ensemble ‘Aleph’ widmet sich trotz der instrumentalen Beschränkung dem vielseitigen Gesicht dieser über sechs Jahre hinweg entstandenen Komposition. Das seit gut 30 Jahre existierende Ensemble hat sich der modernen Musik und der Unterstützung von Komponisten verschrieben. Es ist somit ein prädestinierter Interpret für diese Musik. Die Darstellung gelingt auch ausgezeichnet, und man kann leicht die verschiedenen Einflüsse der Regionen und Kulturen nachverfolgen, auf die Kagel sich bezieht.

Eine gut verdauliche Komposition, die aber auch ihre Abstammung aus dem ‘hier und heute’ von Kagel nicht verleugnet.

The wind rose inspired Mauricio Kagel for a music that wanders throughout the world. Including local percussion instruments, it shows influences from each culture encountered on this journey. The Ensemble Aleph, focussing on contemporary music, gives an exquisite account of this composition.

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