Bye-Bye Berlin; Alban Berg: Die Nachtigall aus sieben Frühe Lieder; Arno Billing/Mischa Spoliansky: The Lavender Song; Hans Eisler: Nein aus der Kammerkantate Nr. 6 op. 61 + Solidaritätslied aus Kühle Wampe oder: Wem gehört die Welt + I saw many Friends aus Die Hollywood Elegien; Friedrich Hollaender: The Ruins of Berlin aus A Foreign Affair; Black Market; Falling in Love again aus Der blaue Engel; Jan Meyerowitz: Help me Lord aus The Barrier; Schulhoff: Chanson für Streichquartett aus Jazz-Etüden; Andante molto sostenuto aus Streichquartett Nr. 4; Wagner / Hindemith: Der fliegende Holländer-Ouvertüre; Kurt Weill: Youkali + Die Moritat von Mackie Messer + Barbara-Song + Langsam und innig aus dem Streichquartett h-moll + Ballad of a drowned Girl aus dem Berliner Requiem; Marion Rampal, Gesang, Quatuor Manfred (Marie Béreau, Luigi Vecchioni, Emmanuel Haratyk, Christian Wolff); 1 CD Harmonia Mundi HMM 902295; Aufnahme 11/2016, Veröffentlichung 06/2018 (62'46) – Rezension von Uwe Krusch

Diese Veröffentlichung stellt einige Lieder aus dem Berlin der Zwanzigerjahre vor, so dass wir sie nicht unbedingt bei Pizzicato, das sich auf die klassische Musik ausgerichtet hat, besprechen müssten. Da diese Gesangsdarbietungen aber von einem Streichquartett begleitet werden und dieses Quartett auch noch Auszüge aus Streichquartettkompositionen von arrivierten klassischen Komponisten aus der Zeit spielt, darf man diese Grenzbegehung durchaus auch mal aufnehmen. Auch alle vorgestellten Komponisten haben eine beidseitige Ausrichtung gepflegt in dem Sinne, dass sie sowohl ernste als auch populäre Kompositionen geschaffen haben. Diese Stimmen sind sehr unterschiedlich und ermöglichen so eine breite Ausdruckspalette.

Der Gesangspart wird von Marion Rampal mit viel Jazzkolorit gestaltet. Ihr Weg zur Musik war eher durch kleine, aber prägende Einflüsse der Familie angelegt und diese mehr oder weniger zufälligen Einflüsse begleiten sie auch bis heute. Ihr Gesang ist, wie gesagt, eher jazzig, der Versierte mag an Rebekka Bakken denken, oder eher in Richtung Chanson oder Kabarett gerichtet als auf klassische Liedinterpretation. Mit Witz und Einfallsreichtum nähert sie sich damit auch ein Stück weit den zeitgeschichtlichen Größen wie Lotte Lenya und Marlene Dietrich.

Das ‘Quatuor Manfred’ ist für sie weit mehr als nur ein Stichwortgeber, sondern inspiriert mit erlesenem Klang und feinen Nuancen. Noch mehr wird die Spielkultur bei den nur vom Quartett dargebotenen Sätzen erlebbar. Vereinzelt kann man auch hier wieder an andere Interpreten dieser Grenzbereiche denken, wie beispielsweise an Elvis Costello mit seinen ‘The Juliet Letters’ mit dem Brodsky Quartet. Die kurzen Beiträge erlauben natürlich keine Betrachtung in dem Sinne, dass die Gestaltung großer musikalischer Bögen nachvollzogen und gewürdigt werden kann.

Raphaël Imbert, der für die Sängerin zu den glücklichen Zufallsbekanntschaften gehört und mit dem sie bereits länger zusammenarbeitet, streut mit Klarinette und Saxophon nicht nur Farbtupfer und kleine Klangeffekte bei, sondern liefert vereinzelt auch wilde jazzige Saxophonspektakel zu, die dem Ganzen noch einen besonderen Effekt geben.

Songs and pieces for string quartet from the twenties of the last century, written by renowned composers form a varied program. The jazzy voice of Marion Rampal is accompanied by Quatuor Manfred and clarinettist/saxophonist Raphaël Imbert. A valuable collection with music of the roaring twenties.

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