Erwin Schulhoff: Klavierwerke (Klaviersonate Nr. 3 + Ironien op. 34 für Klavier 4-händig + 10 Klavierstücke op. 30 + Musik für Klavier op. 35 + 11 Inventionen op. 36); Monica Gutman, Erika Le Roux, Klavier; 1 CD Wergo WER7385-2; Aufnahme 2019, Veröffentlichung 11/2019 (70'46) - Rezension von Remy Franck
Erwin Schulhoff, der 1942 im Nazi-Konzentrationslager Wülzburg an Tuberkulose starb, war allen Strömungen und Stilen seiner Zeit offen. Er galt ab 1933 im Nazi-Deutschland als ‘entartet’, aber er komponierte weiter, wenn auch sehr wenig im Vergleich zu seinem Output in den Zwanzigerjahren. Stücke aus seinem reichhaltigen Klavierwerk sind auf dieser CD zu hören.
Die Klaviersonate Nr. 3 von 1927 ist relativ klassisch in Form und Ausdruck. Monica Gutman gestaltet sie überzeugend traumhaft, spannend und stimmungsvoll.
Die Ironien für Klavier zu vier Händen (1920) hat Schulhoff dem Dadaisten George Grosz gewidmet, und das Liebäugeln mit dieser Kunstrichtung ist unüberhörbar. Diese Stücke hätte man sich ätzender gewünscht. Die 10 Klavierstücke (1919) sind eher in der Tradition Arnold Schönbergs und der Zweiten Wiener Schule zu sehen und werden hier sehr überzeugend gespielt. Die Musik für Klavier in vier Teilen (1920) ist in freier Atonalität komponiert, während die 11 Inventionen für Klavier (1921, Ravel gewidmet) die (französischen) Klangfarben als Basis benutzen. Da ist Monica Gutman wieder in ihrem Element. Sie hat die richtige Farbpalette, um diese Stücke wirkungsvoll zu interpretieren.
Erwin Schulhoff, who died of tuberculosis in 1942 in the Nazi concentration camp in Wülzburg, was open to all trends and styles. From 1933 he was regarded by the Nazis as ‘degenerate’, but he continued composing, albeit very little compared to his output in the 1920s. Pieces from his rich piano catalogue can be heard on this CD.
The Piano Sonata No. 3 from 1927 is still relatively classical in form and expression. In Monica Gutman’s convincing performance it is dreamlike, exciting and atmospheric.
Schulhoff dedicated the Ironies for piano four hands (1920) to the Dadaist George Grosz, and the flirting with this art movement is unmistakable in the music. One would have wished for these pieces to be more acidic. The 10 piano pieces (1919) are more in the tradition of Arnold Schönberg and the Second Viennese School and are played very convincingly. The Music for piano in four parts (1920) is composed in free atonality, while the 11 Inventions for piano (1921, dedicated to Ravel) use French colors. Here Monica Gutman is again in her element. She has the right color palette to play these pieces very effectively.