Jacques Ibert: La Ballade de la Géole de Reading, 3 Pièces de Ballet, Féerique, Chant de Folie, Suite Elisabethaine; Daniela Kubrickà, Sopran, Slovak Philharmonic Chorus, Slovak Radio Symphony Orchestra, Adriano; 1 CD Naxos 8.555568; 2/1993 (66'13) – Rezension von Remy Franck

Wenn Jacques Ibert (1890-1962) heute in Programmen auftaucht, sind es meistens immer dieselben Stücke, die aufgeführt werden. Daher ist diese CD, die Naxos vom hauseigenen Hochpreis-Label übernimmt, mehr als willkommen.

Gleich das erste Stück, die dreisätzige ‘Ballade de la Géole de Reading’ ist eine ausgesprochene Rarität. Inspiriert wurde es von Oscar Wildes Gedicht ‘The Ballad of Reading Gaol’ das der Autor im französischen Exil schrieb, nachdem er aus dem Gefängnis von Reading entlassen worden war. Der Dichter war 1895 wegen seiner damals strafbaren Homosexualität zu zwei Jahren Zwangsarbeit verurteilt worden. Naxos druckt das Gedicht im Textheft ab und man kann leicht dem Verlauf der düster-impressionistischen Musik und des Textes koordinieren.

Auch die ‘Trois Pièces de Ballet’ (Les Rencontres) sind frühe Kompositionen und stimmungsvolle Beschreibungen der ‘Bouqetières,’ der ‘Créoles’ und der Bavardes (Die Geschwätzigen).

Nach den zwei kurzen aber sehr charaktervollen Werken, ‘Féerique’ und ‘Chant de la Folie’ auf einen Text von Louis Pasteur Vallery-Radot, dem Enkel von Louis Pasteur, folgt die ‘Suite Élisabéthaine’ eine Komposition von 1942, die nichts anderes ist als seine Bühnenmusik zu Shakespeares ‘Midsummer Night’s Dream’. Ibert lebte damals im Süden Frankreichs und schrieb die Musik für eine Aufführung in Marseille. Die neun kurzen Sätze sind ganz im neo-klassischen Stil geschrieben, zum Teil unter Benutzung von Musik der Komponisten Blow, Bull, Gibbons sowie Purcell, und nicht zuletzt auch wegen des Verzichts auf Celli und Kontrabässe entsprechend leicht.

Die Interpretationen sind von guter Qualität, und so kann man dieses Programm nur empfehlen.

Here we have an attractive program with seldom played works by Jacques Ibert. The performances have a good French flavour, the recorded sound is rather dry and detailed.

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