Modest Mussorgsky: Sämtliche Klavierwerke; Bilder einer Ausstellung, Une Larme, The seamstress, Meditation, Scherzo, Porte-enseigne, Impromptu passionné, Intermezzo in modo classic, Ein Kinderscherz, Souvenir d'enfance, On the southern shore of the Crimea Gurzuf at Ayu-Dag, Close to the southern shore of the Crimea, Au Village, La capricieuse, Nurse and I, The first punishment, Rêverie, Fair scene, Hopak of the merry young Ukrainians; Giacomo Scinardo, Klavier; 2 CDs Dynamic CDS7786.02; Aufnahme 09/2016, Veröffentlichung 05/2017 (107'42) – Rezension von Remy Franck

Etwas mehr als 100 Minuten dauern die Stücke, die Modest Mussorgsky für Klavier geschrieben hat, sofern man die beiden Stücke aus der Oper ‘Sorochintsy Fair’ mitzählt. Und wenn man feststellt, dass die ‘Bilder einer Ausstellung’ eigentlich aus eine Reihe von Miniaturen bestehen, kann man wohl behaupten, dass der Komponist nur solche Miniaturen komponiert hat. Die meisten Werke dauern so um die 5 Minuten, das längste ist das Intermezzo mit 9′.

Der sizilianische Pianist Giacomo Scinardo, 33, ausgebildet an der Klavierakademie von Catania, hat sich offenbar intensiv mit den Partituren auseinandergesetzt und findet daher nicht nur für jedes Stück den richtigen Ton, er bringt auch jede Menge an rhythmischen und farblichen Eigenheiten in die Musik ein, die zeigen, dass man in Phrasierung und Rhythmik durchaus selbst in einem so abgedroschenen Werk wie den ‘Bildern einer Ausstellung’ noch etwas Neues formulieren kann. Scinardo brilliert nicht nur mit einer sehr auf Differenzierung angelegten Virtuosität, er zeigt in den langsamen Stücken auch eine große musikalische Sensibilität, und so werden Stücke wie ‘Une Larme’, Méditation’ oder ‘Rêverie’ sehr stimmungsvoll.

Die CD verdient also zweifaches Interesse: weil es nicht besonders viele gute Gesamtaufnahmen der Klaviermusik von Mussorgsky gibt, und weil Scinardo als Interpret mit einem sehr persönlichen und überaus reizvollen Klavierspiel aufwartet.

Die Aufnahme auf einem gut getunten Steinway hätte für meinen Geschmack etwas direkter, also weniger hallig sein können. Aber wirklich unangenehm ist der Klang nicht.

Since the catalogues do not present a lot of really attractive complete recordings of Mussorgsky’s piano music, the one of Giacomo Scinardo deserves a special interest. He proves an intelligent performer, caring for a personal approach with rhythmic and color peculiarities as well as differentiated moods.

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