Aram Khachaturian: Cellokonzert; Krzysztof Penderecki: Cellokonzert Nr. 2 (1982); Astrig Siranossian, Cello, Sinfonia Varsovia, Adam Klocek; 1 CD Claves 1802; Aufnahme 2017, Veröffentlichung 16/03/2018 (70') – Rezension von Remy Franck

Aram Khachaturians Cellokonzert ist im Gegensatz zu seiner leidenschaftlichen und sehr vordergründigen Cello-Konzertrhapsodie ein sehr vielschichtiges und kompositorisch anspruchsvolles Werk. Allein im ersten Satz werden sehr unterschiedliche Stimmungen evoziert, was die französisch-armenische Cellistin Astrig Siranossian sehr gut ausnutzt, um nicht nur virtuos zu spielen, sondern auch die Sensualität und das Mediative der Musik zum Ausdruck zu bringen. Im Zusammenwirken mit der ‘Sinfonia Varsovia’ gelingt ihr das sehr spannungsvoll und zutiefst musikalisch. Mit ihrem lyrischen und leuchtenden Ton sowie einer belebenden Agogik bedient sie hier Temperament, dort Innigkeit und macht mit viel gestalterischem Raffinement aus Khachaturians Konzert ein Meisterwerk, dem sich alle Ohren öffnen müssen.

Ein wichtiges Merkmal der Aufnahme ist auch die Transparenz des immer leichten und ideal balancierten Orchesterspiels, das an Finesse dem der Solisten in nichts nachsteht.

Die Kombination des Cellokonzerts eines armenischen Komponisten mit Pendereckis Cellokonzert Nr. 2 aus dem Jahre 1982 macht Sinn, hat der polnische Komponist doch in seinem Stammbaum auch armenische Wurzeln. Den armenischen Komponisten Komitas, für den sich die Familie Siranossian stets stark eingesetzt hat, nannte Penderecki schon mehrmals als eine seiner größten Inspirationen. Und schließlich hat Astrig Siranossian beim II. Internationalen Krzysztof Penderecki Cellowettbewerb 2013 in Krakau den 1. Preis und zwei Sonderpreise erhalten.

Penderecki hat ja sehr viel für das Cello geschrieben, und sein Zweites Cellokonzert wurde von Mstislav Rostropovich und den Berliner Philharmonikern uraufgeführt. Die Aufnahmen unter der Leitung des Komponisten sind wohl nicht dramatischer und energetischer als diese neue Einspielung, aber klanglich schärfer, moderner gewissermaßen, während Adam Klocek die Musik runder, farbiger und opulenter gestaltet. Er und die Solistin nehmen sich auch mehr Zeit dafür, denn wenn die mittlere Aufführungsdauer bei 33 Minuten liegt, ist die vorliegende Einspielung sogar länger als die längste des Komponisten (mit dem Bamberger Symphoniker und Boris Pergamenschikow). Das wird hier für eine Schärfung der Kontraste und eine Differenzierung der Stimmungen gut benutzt.

Astrig Siranossian and Sinfonia Varsovia provide authoritative, glowingly affectionate and rhetoric performances of Khachaturian’s and Penderecki’s cello concertos. Siranossian’s superbly articulate and technically flawless playing is refreshingly spontaneous and elaborate.

 

  • Pizzicato

  • Archives