Mouvements; Gabriel Fauré: Sonate für Violine & Klavier Nr. 1; César Franck: Sonate für Violine & Klavier A-Dur; Maurice Ravel: Tzigane; Eugène Ysaÿe: Sonate für Violine solo op. 27 Nr. 3; Anna Schultsz, Violine; Gérard Wyss, Klavier; 1 CD Ars Produktion 38 594; Aufnahme 06.2021; Veröffentlichung 11.2021 (70'05) – Rezension von Uwe Krusch

Die junge Schweizer Geigerin Anna Schultsz hat sich für ihr Album auf französisch geprägte Werke festgelegt. Am Piano hat sie mit dem erfahrenen Kollegen Gérard Wyss einen Begleiter gefunden, der an Sicherheit und Erfahrung, aber auch an Neugier und Unterstützung die notwendigen Voraussetzungen mitbringt, um so ein Unterfangen auf ein gutes Gleis zu lenken.

Schultsz, die schon in frühester Kindheit vom Geigenspiel fasziniert war, hat mindestens schon in ihrer Heimat einen Platz eingenommen und stellt sich nun auch einem größeren Publikum vor. Dass sie ihr Handwerk versteht, mag nicht überraschen. Aber darüber hinaus weiß sie mit einer bereits ausgeprägten musikalischen Gestaltung zu beeindrucken. In der die CD abschließenden Sonate von Ysaÿe beispielsweise scheut sie das jugendlich intensive und auch durchaus artistisch betonte Spiel nicht, aber das ist es nicht allein: Über weite Strecken entwickelt sie die in der Musik verpackten Gedanken zu einer beredten musikalischen Darstellung.

So lässt sie auch die Tzigane von Maurice Ravel sich erst musikalisch entfalten, bevor sie auch die virtuose Seite löst. Dabei legt sie für ihr Spiel eine neu edierte Fassung zugrunde, die auf Basis mehrerer Versionen, u. a. der erst kürzlich im Palais de Monaco entdeckten, entstand. Die Sonaten von Franck und die erste von Fauré erfahren bei ihr durch und durch strukturierte Interpretationen, die aber auch die spontan wirkenden Komponenten nicht außen vor lassen. Mag man auch vereinzelt in lauten und intensiven Passagen eine noch stringente Formung des Bogenstrichs vorziehen, so ist doch diese Darstellung eine nicht nur in sich schlüssige, sondern vielen weniger markanten vorzuziehen. Dabei gelingt es ihr auch, die je nach belgischem oder französischem Ursprung unterschiedlichen Farbwerte und Ausprägungen der Temperamente heraus zu kitzeln.

Wie schon erwähnt, stützt und belebt Gérard Wyss mit seiner ausgefuchsten Behandlung des Klavierparts die Interpretationen und gibt ihnen mit seinem Tastendruck die ergänzenden Farben und Impulse für die Geige, die wiederum auch ihm zugespielt werden. Eine rundum gelungene Einspielung, die Erwartungen für die Zukunft weckt.

The young Swiss violinist Anna Schultsz has chosen works from the French school for her album. On the piano, she has found an accompanist in the experienced colleague Gérard Wyss, who in terms of security and experience, but also in terms of curiosity and support, has the necessary prerequisites to steer such an undertaking onto a good track.
Schultsz, who has been fascinated by playing the violin since her earliest childhood, has at least already made her mark in her home country and is now introducing herself to a larger audience. That she is technically talented may not come as surprise. But beyond that, she knows how to impress with an already distinctive musical design. In the Sonata by Ysaÿe, for example, which concludes the CD, she does not shy away from youthfully intense and also quite artistically accentuated playing, but that is not all: over long stretches she develops the thoughts wrapped up in the music into an eloquent musical presentation.
Thus she also lets Maurice Ravel’s Tzigane unfold musically, before considering the virtuoso side. In doing so, she bases her playing on a newly edited version based on several versions, including the one recently discovered at the Palais de Monaco. The sonatas by Franck and the first by Fauré are performed by her in a thoroughly structured manner, which, however, does not leave out the spontaneous components. Even if one may occasionally prefer a more stringent shaping of the bowing in loud and intense passages, this performance is not only coherent in itself, but preferable to many less striking ones. In doing so, it also succeeds in teasing out the different color values and expressions of the temperaments depending on their Belgian or French origin.
As already mentioned, Gérard Wyss supports and enlivens the interpretations with his ingenious treatment of the piano part and gives them the complementary colors and impulses for the violin with his keystrokes, which in turn are also played to him. An all-around successful recording that raises expectations for the future.

  • Pizzicato

  • Archives