Sie musiziert, komponiert, schreibt und malt… die deutsch-schwedische Künstlerin Ann-Helena Schlüter studierte u.a. an der Hochschule für Musik Detmold bei Anatol Ugorski und absolvierte ihr künstlerisches Diplom und Konzertexamen bei Bernd Glemser an der Hochschule für Musik Würzburg. Schließlich studierte sie als Voll-Stipendiatin an der Arizona State University in Phoenix, USA. Sie hat zahlreiche Wettbewerbe gewonnen und konzertiert international. Seit  2009 hat sie zehn CDs eingespielt, zuletzt ein Bach-Programm bei Hänssler Classic*. Remy Franck hat sich mit der Künstlerin unterhalten.

Ann-Helena Schlüter

Konzert-Pianistin, Konzert-Organistin, Komponistin, Autorin, Lyrikerin…. Sind Sie ein Gesamtkunstwerk? Wie bringt man das alles unter einen Hut?
Ja, viele Leute bezeichnen mich als Gesamtkunstwerk. Meine Liebe in der Kunst aber gilt vor allem der Musik. In der Musik wird alle weitere Kunst ausgedrückt. Sie ist Leben. Lyrik. Farbe. Und hier vor allem in der Musik Bachs: In ihm finde ich einen genialen Kenner der Musik, der trotzdem oder gerade deswegen ‘unschuldige’ Musik schreibt in dem Sinn, dass er die Farben des Himmels und des Meeres/der Erde widerspiegelt: Licht und Schatten, perfekt aufeinander abgestimmt in Intervallen, Instrumenten, in Stimme, Form und Text, in Dur und Moll. Seine Kantaten rühren mich jeden Tag zu Tränen. Er ist mein Liebling.

Gibt es am Ende doch eine Präferenz, eine wichtigste Aktivität?
Meine wichtigste Aktivität ist, Schönheit auszudrücken. Darin ist Johann Sebastian mein Vorbild. Das Spielen am Klavier und an der Orgel gehört zu meiner größten Leidenschaft. Klang ist meine Präferenz.

Ann-Helena Schlüter

Sie haben bereits viele CDs herausgebracht. Wie wichtig ist das Medium für Sie?
Ich liebe es, CDs zu veröffentlichen. Es ist einfach wunderschön, unsichtbare Musik ‘festzuhalten’, ‘einzufangen’ – dass man sie kurz wie einen zarten Vogel in der Hand halten kann, auch wenn Live-Konzerte unerreichbar wichtig sind. Besonders für junge Leute.

In Ihrem Repertoire gibt es nur ganz wenige Konzerte mit Orchester und kaum Kammermusik. Sind Sie lieber allein, wenn Sie Musik machen?
Ja, ich bin gern Solokünstlerin, in der Musik ist meine Zuflucht, jedoch bin ich sicher, so Gott will, auch CDs mit Orchester in der Zukunft aufzunehmen. Kammermusik habe ich in den USA studiert. Auch dies macht mir viel Freude. Meine Schwestern und ich haben in den Bundeswettbewerben viele Preise auch in Klavier-Duo gewonnen.

Sie improvisieren auch. Ist Improvisation etwas, was heute im Musikleben fehlt?
Ja, Improvisation ist sehr wichtig und fehlt oft komplett, da die Klassik manchmal sehr ‘elitär’ wirkt, sein will oder so herüberkommt. Und bei der Improvisation gibt es keine Garantie für Perfektion oder Vollkommenheit.
Dafür ist Abenteuer, Risiko und Spannung mit ihm Spiel – Überraschung – das lieben Leute, besonders die jungen.

Sie sind ebenfalls in der Musikvermittlung aktiv. Was ist das Wichtigste, um Kindern und Jugendlichen Musik bleibend zu vermitteln?
Es ist mir sehr wichtig, Jugendliche und Post-Milleniums für Klassik, für Beethoven und Bachs Musik etc. zu erreichen. Im Januar spiele ich 8 Musikvermittlungskonzerte für Kinder und Jugendliche mit dem Deutschen Radio Philharmonie Saarbrücken /Kaiserslautern. Hier werde ich auch interviewt werden. Meine Promotionsarbeit dreht sich ebenfalls um Bachvermittlung. Das Wichtigste hier ist Authentizität, Improvisieren können und Jungbleiben.

Sie komponieren, und haben in einer Gattung besonders viel komponiert, und das ist das Lied. Nun ist gerade das ein Genre, der Mühe hat, ein breites Publikum zu finden…
Im Lied sind Lyrik und Musik liebevoll verbunden. Jedoch schlägt mein Herz auch für Instrumentalmusik: Im Herbst erscheinen meine Orgel-Noten bei Heinrichshofen und Noetzel Verlag, schwedisch-deutsche neue Musik, und mein neuer Lyrikband bei Glare Verlag Frankfurt (op. 3).

*Link zur Rezension

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